„Ein Leben ohne Hoffnung ist…

…wie ein Vogel ohne Schwingen.“ (Ernst Thälmann)

Recht hat er, unser Teddy, so grausam es ist, alle Wege ringsherum führen in dunkle Löcher, ohne Licht am Ende des Tunnels.

Vor ein paar Jahren machte ich mich auf  die Suche nach einer wirklich ehrlichen und selbstlosen kommunistischen Bewegung in Deutschland. Manches erschien auf den ersten Blick interessant, konnte aber einem zweiten Blick nicht standhalten. Zwischendurch gab ich auf, konnte mich aber immer wieder aufraffen, ich wollte es einfach nicht wahrhaben.

Anfang des Jahres stieß ich durch Wolfgang auf den Aufruf der Kommunistischen Initiative (KI) und war begeistert. Sofort nahm ich Kontakt auf, wollte mitmachen. Kein Weg war mir zu weit, es ging mir um Inhalte, um Aktionen, um Gemeinschaft. Am 8. Mai lernte ich in Berlin Treptow am Ehrenmal die ersten Mitstreiter kennen und wurde jäh vor den Kopf gestoßen. Nein, dachte ich mir, es geht nicht um persönliche Befindlichkeiten es geht um die Sache. So machte ich mir wieder Mut. Ich lernte einzelne Kommunisten kennen, die wirklich welche sind, nicht nur davon sprachen; die waren es wert, nicht gleich wieder aufzugeben.

In der ganzen Zeit bis heute, wir haben jetzt Ende September, vermißte ich gemeinsame Aktivitäten, um die Ziele anzugehen: Die Kommunisten Deutschlands sollten ihre Zersplitterung überwinden, die KI wollte das erreichen. Schon nach kurzer Zeit gab es erste Differenzen innerhalb der wenigen, die sich da gefunden hatten. So zerbrach die KI in zwei Teile, jeder behaupetet für sich, die KI zu sein. Von Mai bis heute erlebe ich, wie es den wenigen, die sich da gefunden hatten, leider nicht um Inhalte geht. Vordergründig geht es darum, Inhalte für eine Selbstdarstellung, für egoistisches Profilieren zu benutzen. Nein, kein Zusammenhalt, keine kommunistische Einheit erlebte ich, sondern, bis auf wenige Ausnahmen, nur Individualisten, die nach Beachtung schreien.

Ich lernte Menschen kennen,  die ich sehr achte und bewundere. Dafür bin ich dankbar! Und doch muß ich auch Kritik anbringen. Bei allen Ausarbeitungen der alten verdienten Genossen lese ich, daß Schuld am Scheitern des Sozialismus in der DDR und weltweit allein auf Chrustschow zurückzuführen sei. Dieses Herangehen ist halbherzig und lenkt ab vom eigenen Handeln. Wer von den großen Theoretikern der DDR, die sich heute zu Wort melden, hat jemals zu DDR-Zeiten Chrustschows forcierte Politik, er war bis 1964 Staatsoberhaupt der UdSSR, kritisiert? Wer wagte sich, den eingeschlagenen falschen Kurs in der DDR rechtzeitig zu analysieren? Alle waren still und machten mit. Parteidisziplin ging vor offene Kritik, jeder hätte seinen Rang und Posten verlieren können. Waren Rang und Posten wichtiger als kommunistische Aufmerksamkeit und Verantwortung?

Die sich Kommunisten nennenden linke Personen aus den alten Bundesländern erheben in allen Fragen Führungsanspruch. Kommt es darauf heute an? Einen Führungsanspruch kann man nicht erheben, nicht selbst bestimmen, man kann sich eine Führungsrolle im täglichen praktischen Klassenkampf erwerben. Einen „Führungsanspruch“ zu erheben heißt doch von vornherein, nicht bereit zu sein gemeinsam zu gehen, gemeinsam für eine Sache einzustehen. Auch hier ist die Trennung in Ost und West sichtbar und scheint unüberwindbar. Wir gebrauchen dieselben Worte, verstehen uns jedoch gegenseitig nicht, weil wir grundverschieden vom Leben geprägt sind.

Vordergründig beschäftigt sich die KI mit sich selbst, achtet mehr auf ihre „Verpackung“ als auf Inhalte. Zu jedem Pups, der irgendwo auf der Welt entfleucht, gibt es jetzt eine Gruppe mehr, die auch noch ihre Sichtweise darlegt, oft inhaltlich identisch zu anderen linken Veröffentlichungen (wie z.B. „Offensiv“. Zusätzlich furchtbar lange Ausarbeitungen zu Chrustschows Fehlern, zu Stalins Verdiensten, seitenweise Verweise auf die Klassiker und Selbstdarstellungen (Wirken vor und nach 1945) en masse. Und neuerdings der jämmerliche öffentlich geführte Streit über das Zerwürfnis, öffentliche persönliche Verunglimpfungen, Selbstdarstellung – sonst nicht viel.

Keinen Arbeitslosen, keinen Hartz IV-Empfänger, keinen Menschen, der trotz Arbeit am Existenzminimum knabbert, keinen Menschen, der unter Kriegen zu leiden hat und um seine Existenz kämpft, interessiert, daß Chrustschow ein Revisionist war, welche Zitate wir für seine Situation bei Marx, Engels oder Lenin finden.

Dieses theoretische Wissen ist das Handwerkszeug, das alle Kommunisten in ihrer praktischen politischen Arbeit anzuwenden verstehen müssen, nicht die Ellenbogen! Das wird leider vergessen – über theoretische Ausarbeitungen hinaus, zum Teil praxisfern, mitunter direkt falsch und von Wunschdenken geprägt, geht die „Arbeit“ der KI leider nicht. Noch dazu wollen Einzelne mit Ausarbeitungen auf ihre geistige Größe hinweisen, geschwollene wissenschaftliche Texte, statt praxisnahe leicht verständliche Formulierungen.

Dieses Land, diese Welt braucht eine international vereinte praktisch handelnde Kraft. Niemanden, der sich über andere erhebt. Einzelne fast ausschließlich theoretisch agierende und untereinander zerstrittene Kommunisten können nichts bewirken. Leider bringen sie so nur noch mehr Zerwürfnis in die Linke Bewegung, bei weitem keine noch so propagierte Klarheit oder Einheit. Sie sollten sich darauf besinnen, was einen Kommunisten ausmacht. Und lieber zwei Schritte zurückgehen, um einen Schritt voranzukommen.

Schweren Herzens habe ich meinen Irrtum eingesehen, wohl wissend, daß es keine Alternative gibt. Sicher liegt es auch an mir selbst – ich erkenne bei mir eine abnehmende Bereitschaft zu nichtsbringenden Kompromissen. Ohne Hoffung stellt sich mein Leben fortan wieder von Depressionen bestimmt dar.

Datum: Mittwoch, 29. September 2010 12:40
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10 Kommentare

  1. 1

    Zwei Schritte zurück ? Geh sie doch. Dann bist Du mitten in der DKP, in der kommunistischen Partei, wo Du als Kommunistin hingehörst. So einfach ist das. Das ist zur Zeit nicht angenehm. Aber das kann nicht das Kriterium sein. Und wenn es nicht gelingt, die kommunistische Partei als solche zu erhalten – was u.a. daran liegen könnten, dass so viele Kommunisten in irgendwelchen Kleingruppen rumgurken – muss man weitersehn. Aber erst dann.

  2. 2

    esse est percipi-Sein ist wahrgenommen werden.
    GEORGE BERKELEY (1685-1753)
    irischer Bischof u.Philosoph

    …ich hab Dich wahrgenommen, nur ich, ist zu wenig!
    Jede Wahrheit braucht einen Mutigen,
    der sie ausspricht…!
    Du hast sie hier und heute ausgesprochen.
    Danke für die Wahrheit. Nur, wer liest und hört heute noch die WAHRHEIT…? Und wer handelt danach, WER fängt endlich an, die Massen wachzurütteln, anstatt sich das Maul über Chrustschow u. Stalin zu zerreißen. Wo und welche Partei ist denn die Partei- der wir beide uns anschließen können? Nein- es gibt sie nicht (noch nicht) Und die internationale kommunistische Bewegung, die SOLIDARITÄT-gibt es sie noch? Zwei Dinge sind für mich unendlich-das Universum und die menschliche- vor allem die DEUTSCHE DUMMHEIT. Auch ich sehe zur Zeit keine Aternative und wenn ich Berichte über Stuttgart 21 lese, habe ich nur einen Gedanken(!), hängt die Grünen, solange es noch Bäume gibt! Wenn ich auch nicht handlungsfähig bin, so stehe ich doch an deiner Seite-nein nicht die Hoffnung aufgeben, und schon garnicht den Glauben und den Kampf um unsere gemeinsame und gerechte Sache.
    Dunkelrote Grüße
    sendet karl
    ………………mich gibt es noch…..

  3. 3

    Liebe Petra,

    „schon garnicht den Glauben und den Kampf um unsere gemeinsame und gerechte Sache“ aufgeben, schrieb Karl, und natürlich liegt er m.E. richtig damit.
    Der gegenwärtige Zustand belastet dich zu Recht, und dennoch: Du verteilst sehr viele Anklagen, doch hast Du dich auch mal gefragt, was dein Anteil an der Situation sein könnte?
    Gern per Mail oder Telefon, nicht hier.
    Zu Sepp: Die DKP ist m.E. eine Zumutung – zweimal Mitglied dort gewesen zu sein reicht…

    (ernstgemeinte!) Herzliche Grüße, Emko

  4. 4

    Natürlich, Emko, ich habe hart, aber ehrlich Kritik geübt und Partei ergriffen.
    PS: Die KI im Entstehen zerstört und den Aufruf für egoistische Ziele mißbraucht hat die MOFF-Gruppe.

  5. 5

    Hallo Emko,
    sind Petras Anklagen-wenn ihre Kommentare denn
    als Anklagen zu sehnen sind nicht berechtigt?
    Petra hat gekämpft….kämpft noch….ich bewundere sie…!Du fragst nach ihren Anteil-gut-wie hoch ist dein Anteil an dieser Situation….?Mein Anteil,und das sage ich Dir
    und hier,ehrlich und offen- ist sehr hoch… ich habe 1989 versagt…als Kommunist versagt…die Gründe und Umatände für dieses Versagen sind sehr vielfältig-und sicher
    für den einen und anderen verständlich-zumindest für Petra,davon bin überzeugt.Und nun werde ich mal ganz „brutal“-ich kenne weder deine gesellschaftliche noch ökonomische Herkunft nicht-bist Du ein „Wessi/Ossi“?egal,
    ..ich gehe mal davon aus,das Du kommunist bist.
    haben wir Kommunisten uns 1989/90 nicht überrollen lassen? In der BRD u.DDR?
    Gab es in der DDR /BRD vielleicht
    zu viele Rucksackkommunisten,die über 40 Jahre geheuchelet haben…..von der Basis(kleinste Parteigruppe,bis nach „OBEN“ja selbst in den bewaffn.Organen-NVA- MfS?Das ist eine rein theoretische Frage -Gedanke-
    Ich selbst bin zutiefst von einigen Offzs. der NVA enttäuscht worden.
    (Praxisnahes Erlebnis)Ist die SED vielleicht von einer KLassennpartei in den 40 Jahren zur Massenpartei verkommen.(?)
    Oder ist es die unterschiedliche Mentalität der West/Ostkommunisten,die ein einheitliches Zusammengehen nach 89,die historische Stunde vertan hat?????Die „WESTKOMMUNISTEN“ stehen ja auch heute noch- 20 Jahre nach der Einverleibung der DDR -in die „Freiheitlich-Demokratische BRD“über uns OSTKOMMUNISTEN.(!)
    Schau nur mal auf die Internetseite der MLPD!

    Ja,Emko,es gab 1989 kein Lehrbuch (wie etwa das KOmmun.Manifest)40 Jahre Kampf der SYSTEME hätte eigentlich Kommunisten,Hüben und Drüben und anderen fortschrittlichen Kräfte die Augen öffnen sollen!Statt dessen wird gestritten,wird UNEINIGKEIT gezeigt!Der Klassenfeind reibt sich die Hände!

    Ein Glück für die Despoten,daß die eine Hälfte der Menschen nicht denkt und die andere nicht fühlt.
    20 Jahre DEUTSCHE (UN)EINHEIT.Für mich ein Trauertag!
    Die Menschen 1989 in der DDR hatten keine Kastanien,um damit wie in Stuttgart auf Polizisten zu werfen.Die Kastanien hatten vorher die Pioniere als Wintewrvorrat für die Tierfütterung gesammelt und in den Tiergärten abgegeben.

    Wir sind das Volk…..oder Deutschland ein
    Wintermärchen?Oder sind die Kommunisten,wir Kommunisten in Deutschland auf dem besten Wege
    uns selbst zu zerfleischen??????
    Wenn wir weiter so handeln…..öffnen wir die SCHLEUSEN für den braunen Sumpf….

    Auf deine Antwort wartend
    und mit dunkelroten Gruß
    auch und gerade an Petra

    karl

  6. 6

    Petra: Frage eines Nicht-Insiders: Wer oder was ist „die MOFF-Gruppe“ ?

    Emko: „Zumutung“: Mal sehen, was bei den gegenwärtigen „Zumutungen“ rauskommt. Davon abgesehen: Im Klassenkampf ist es nun mal so, dass man sich allerlei zumuten muss.

  7. 7

    Hallo Sepp,
    es gibt Dinge, die sollten nicht öffentlich ins Internet – dazu gehören auch Namen in bestimmten Zusammenhängen. Ich bitte Dich um Verständnis.

  8. 8

    Hallo Petra.
    Mir war nicht klar, was die Abkürzung bedeutet. Inzwischen ist es mir klar. Einverstanden und erledigt.

  9. 9

    Hallo Emko,

    wir schreiben heute den 12.11.2010.
    Ich warte immer noch auf deine Antwort.
    Oder hat es Dir die Sprache verschlagen??
    Feige?Bist keiner von uns??Einer von den ANDEREN……?
    „Die DKP ist eine Zumutung…warst dort schon zweimal Mitglied“ Ha?Man macht doch nicht zweimal den gleichen Fehler!-

    Vielleicht bist Du ein Ohr/Auge des BND?
    Dann horch und schaue weiter- heimlich.Wirst hier nur Wahrheiten über den bundesdeutschen Kapitalismus/Imperialismus und seiner Schandtaten lesen.
    Ich wünsche Dir viel Spaß dabei.
    Das ist eine gewollte Provokation von mir,ich stehe dazu!
    Rot Front -Emko

  10. 10

    He Karl,

    nun Dummschwätz? Wer’s braucht…

    Und tschüss

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