Beiträge vom November, 2007

Ein Tochterunternehmen…

Freitag, 16. November 2007 14:35

…will die Bahn für das Fahrpersonal schaffen und hier einen eigenen Tarifvertrag bieten, ohne Gesichtsverlust (JW). Ein Tochterunternehmen als Lösung? Vorsicht sagt mir da mein Bauch – man kann ein Tochterunternehmen sehr schnell als „nicht wirtschaftlich“ schließen. Genügend Fahrpersonal im In- und Ausland steht doch bereit. Sammeln wir also das Fahrpersonal in einem separaten Unternehmen, gewinnen Zeit, andere einzuarbeiten und für weniger Geld auf die Schienen zu schicken. Ein Tochterunternehmen kann, muß aber nicht von der Bahn genutzt werden. Weil Gewinn im Mittelpunkt steht, heure ich das Fahrpersonal an, welches mir die besten Konditionen bietet. Ich habe solche Tochterunternehmen erlebt, Computerdienste werden so bei großen Firmen ausgelagert. Und schon stehen diese Dienste im Konkurrenzkampf zu anderen. Ich denke nicht, daß eine solche Lösung im Sinne des Fahrpersonals wäre, es könnte zu schnell abgewickelt werden.

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GDL – Streik der Lokführer

Dienstag, 6. November 2007 14:49

Streik ist ein Arbeitskampf. Zu Beginn dieser Form des Arbeitskampfes haben die Arbeiter gestreikt, ohne Gewerkschaften, ohne ein Gericht oder den Unternehmer um Erlaubnis zu fragen, ohne ein verbrieftes Streikrecht – sie haben sich zusammengeschlossen und getan, was zu tun war. Und weil es viele waren, weil es noch Solidarität gab, konnte ihnen niemand etwas anhaben.

Zu den Gewerkschaften und deren bisher „verordneten“ Streiks unserer Zeit habe ich eine ganz persönliche Meinung:

Jeder Streik in unserer Zeit war doch unter dem Strich nichts Anderes als der Belgschaft die Gelegenheit zu geben, sich abzureagieren, ihren Frust kundzutun. Er ist nichts Anderes, als eine interne Absprache der Gewerkschaften mit dem betreffenden Unternehmen, die vorgesehenen Kürzungen und Entlassungen möglichst in Geschenkpapier zu verpacken. Und es hat einen Nebeneffekt: die Gewerschaften bauen etwas Gelder ab – zugunsten der Unternehmen. Das von den Unternehmen durch Streiks eingesparte Geld kann dann locker für Abfindungen genutzt werden. Wann gab es in den letzten Jahren wirklich Erfolge?

Ein Streik ist in meinen Augen nur dann ein sinnvoller „Arbeitskampf“, wenn die Belegschaft selbst entscheidet, wann und wofür und wielange sie streikt. Die Gewerkschaft hat sie dabei zu unterstützen. In Deutschland läuft vieles andersherum. Bald werden sich hier selbst die Zeiger der Uhren in die andere Richtung bewegen – HALT – NEIN – geht nicht, dann würden sie sich ja linksherum drehen…

Wie sieht es heute bei den Lokführern aus? – Es ist keine günstige Zeit für einen Streik? – Urlaubszeit? Das Unternehmen (die Bahn) wird geschwächt, müßte Verluste hinnehmen? – Gut, dann streiken wir eben, wenn es nicht so schlimm ist. Das schreit doch zum Himmel!!!
Das Bahnpersonal muß schön brav fragen: „Ist es recht, daß ich mich jetzt für den Erhalt meiner Existenz einsetze?“ Streik ist nur noch eine Farce. Und wie das ganze enden wird: die GDL wird in allen Punkten Zugeständnisse machen, das Bahnpersonal sieht sich betrogen, verraten und verkauft. Nach und nach werden unbequeme Leute entlassen werden, natürlich erst dann, wenn niemand mehr darüber berichtet und niemand mehr weiß, wer besonders aktiv war. Die Kollegen werden still sein und froh darüber, daß es sie nicht getroffen hat. Sie werden eines lernen: es lohnt nicht, die Schnauze aufzumachen. Und sind die einzelnen Leute entlassen, kräht kein Hahn mehr nach ihnen – dann sind sie vom Unternehmen ausgekotzt, aus der Gesellschaft ausgestoßen, – wie die vielen anderen Arbeitslosen auch.

Zwei Lokführer wurden bereits entlassen – sie erhalten derzeit Arbeitslohn von der GDL (lt. „Junge Welt“). Wie lange wohl? Die GDL ist eine noch junge Gewerkschaft mit mehr Kamfgeist als die bereits abgeklärten Gewerkschaften wie z.B. die IG Metall. Hier haben die Gewerkschaftsbosse inzwischen soviele Privilegien, ein dickes Gehalt und werden vermutlich von den Unternehmen „gefüttert“, wie so manche Betriebsräte auch. Da stellt sich ein Sommer hin und stellt sich gegen den Streik der Lokführer, es ginge nicht an, daß sich jede Berufsgruppe nur noch um sich selbst kümmert. Warum aber ist es dazu gekommen? – Weil andere Gewerkschaften versagt haben und versagen.

Trotz Standhaftigkeit der GDL und der Lokführer in den letzten Tagen, sehe ich diesen Streik als zum Scheitern verurteilt: Es geht längst nicht mehr um den Tarifvertrag der Lokführer, es geht inzwischen um einen Präzedenzfall. Alle Unternehmer und die meisten Politiker sind sich hier einig und rufen Mehdorn zu: „Gib nicht nach!“. Die Auswirkungen, so befürchten sie, wären verheerend. Viele Berufsgruppen würden nachziehen. Es ist bekannt, wieviele Menschen trotz Vollzeitarbeit am Existenzminimum leben. So kann ich mir vorstellen, daß andere Unternehmen Geld in die Bahn stecken und somit Löcher stopfen, die durch die Streiks entstanden sind. Die Angst, daß im Falle eines Erfolges, dieses Beispiel Schule macht, ist zu groß.

Es geht nicht darum, die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter und Angestellten zu verbessern, die man gerade dabei ist zu verschlechtern, es geht um Pofite – um Extraprofite! Es geht um unglaubliche Jahreseinkommen der Bosse und deren Absicherung. Es geht um Geld – um Macht!

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