Beitrags-Archiv für die Kategory 'Arbeitsstationen im Westen des Landes'

3. Arbeitsstation – Bosch-Siemens Hausgeräte

Samstag, 20. Februar 2010 19:25

Ich bekam ca. 2 oder 3 Monate nach meiner Arbeit bei Tubo eine auf ein 3/4 Jahr befristete Arbeit im Logistikzentrum bei Bosch-Siemens Hausgeräte in der Exportabteilung als Eyportsachbearbeiterin – dazu verhalfen mir meine englischen und russischen Sprachkenntnisse.

Diese Exportabteilung war im ganzen Logistikunternehmen berühmt-berüchtigt, niemand ging freiwillig dorthin, um etwas zu klären, niemand wollte da länger sein, als unbedingt notwendig. Das erfuhr ich dann im Laufe der Zeit. Wieder mußte ich auf einen Teil meines vorherigen Gehaltes verzichten: satt vorher 4,0 TDM jetzt nur noch 3,5 TDM brutto, mit dem Versprechen. nach meiner Probezeit mehr zu zahlen. Urlaub wurde mir als Berufsanfängerin gewährt – Mindesturlaub also. Keine Unterstützung für Kilometergeld. Wenigstens konnte man damals noch jeden Kilometer steuerlich absetzen. Ich hatte einfache Strecke 125 km, also täglich 250 km, von Esslingen am Neckar, nach Giengen an der Brenz, zu bewältigen und zurück. Wer arbeiten will, geht solche Kompromisse ein!

Mein erster Arbeitstag im Großraumbüro: ich grüße alle – eisige Kälte schlug mir entgegen, niemand grüße zurück. Na Prosit! Der Gruppenleiter gab mir Aufgaben für die nächten 4 Wochen: ich mußte Ablage für Mitarbeiter machen, die das in ihrer Arbeistzeit nicht geschafft hatten. 4 Wochen lang 8 Stunden täglich Ablage. Vielleicht hätte ich das ablehnen können, ich biß jeoch die Zähne zusammen und machte es. Ich wußte nicht, nach welchem Prinzip, was wohin zuzuordnen war, fragte ich jemanden, wurde ich grob angemuffelt, ich soll nicht stören. Irgendwann war der Berg bewältigt.

Ich mußte mich einarbeiten in SAP! Daß es SAP gab, wußte ich, hatte aber noch nie damit zu tun. keine benutzerfreundliche Bedienung, stattdessen nur Codes, die ich in Form einer Liste neben dem Computer fand. Ich sprach eine/n Kollegin/en nach der anderen an, ob man mir etwas erklären könne, NEIN! Ich fragte, ob ich mich wenigsten nur daneben setzen dürfe, NEIN!, das stört. Ich war in dem Zwang LKW mittels der SAP Software zu beladen – Ungarn, Litauen, Rumäneien, vornehmlich, aber wie? Mühsam berechnete ich mir anhand der Maße der Elektrogeräte und des Volumens des LKW, wieviel überhaupt reinpaßte, es gab Listen, wo Bestellungen standen und, das wichtigste! – es gab einen Kampf um bestimmte heiß begehrte Geräte, die nur in geringer Zahl vorhanden waren. Da gab es Schieberien, daß diese Geräte schon im Vorfeld per SAP aus dem Lager genommen wurden, um sie bestimmten Kollegen zuzuschanzen.

Ich nahm mir also eine Bestellung zur Hand und begann meinen ersten LKW zu beladen. Irgendwie kam ich mit der Sofware (SAP) nach und nach zurecht. Es kamen erste Anrufe von Transportunternehmen aus Österreich, Schweden, Deutschland, die diese Länder befuhren. Jeder wollte Aufträge. Ich kannte keine Hierarchien, vergab die ersten Aufträge.

Kollegialität gab es in diesem Großraumbüro nicht. Niemand sprach mit mir, selbst in den Pausen saß ich einsam, wie eine Aussätzige, auf meinem Stuhl und aß mein mitgebrachtes Pausenbrot. Wo war ich da nur hingeraten?!

Eine Kollegin: „Frau R., Sie haben ja LKW beladen?! Wie haben Sie das geschafft? Zeigen Sie mal her, ob das stimmt. Wer hat ihnen geholfen?“ Alles war richtig. Diese Kollegin wurde das eine Mal gesprächig und sagte weiter: „Tja, ich habe ja nicht studiert, so wie Sie, aber ich vediene viel mehr als Sie. Für Ihren Hungerlohn würde ich früh nicht aufstehen. Und Urlaub habe ich auch viel mehr als Sie, fast den doppelten.“ Sie war 12 Jahre jünger als ich, posaunte raus, daß sie mit einer Kollegin vom Betriebsrat befreundet sei, die ihr alles über meinen Arbeitsvertrag gesagt habe.
Ich telefonierte russisch und manchmal englisch. Sagte diese Kollegin: „Was, englisch können Sie auch?! – Woher können Sie das alles?!“ Irgendwie schaffte ich es, am Tag ein paar LKW zu beladen – ich kam an die Menge der „Profis“ ran. Kaum jemand von den so viel mehr verdienenden KollegInnen sprach englisch, geschweige denn russisch. Manchmal wußten sie, daß es mich gab, wenn etwas übersetzt werden sollte, oder ein LKW-Fahrer kein deutsch sprach.

Daß ich es geschafft hatte, die Leistung der anderen zu erreichen, ohne jemandes Hilfe, konnte nicht angehen! Der Gruppenleiter mischte sich ein – ich sollte für 2 andere Kollegen LKW beladen, die stünden derart unter Druck und bräuchten Hilfe.  Ich half – gern doch! Und belud 1 knappen Monat lang für 2 Kollegen LKW.

Monatlich mußten wir unseren Arbeitsnachweis in Form von LKW-Ladungen nachweisen. Ich hatte enorm viel geschafft mehr als andere. Mein Gruppenleiter kam wieder. Ich hätte nicht korrekt abgerechnet. Da seien ja jede Menge LKW anderer Kollegen, denen ich geholfen hatte. „Das ist natürlich nicht Ihr Umsatz – das muß den Kollegen gutgeshrieben werden.“ erklärte er mir. Ich war fassungslos: es war doch meine Monatsarbeit! So hatte ich nach dem Papier am Monatsende fast nichts getan, die anderen dafür um so mehr!

Ich bekam daraufhin Besuch vom Abteilungsleiter – er sei unzufrieden mit meiner Leistung, deshalb bekäme ich nicht, wie vorher vereinbart, mehr Gehalt, sondern bleibe auf dem niedrigen Niveau. Ein fieses, hinterhältiges Spiel wurde da auf meine Kosten gespielt!

Dann waren Überstunden angesagt – wir mußten uns 16:00 Uhr aus dem System abmelden, dann wieder ohne Zeituhr an unsere Arbeitsplätze und unentgeltlich ein paar Stunden dranhängen. Für mich bedeutete das, daß ich, bedingt durch 3 Stunden Fahrzteit und mehr, je nach Verkehrslage, weniger Schlaf abbekam und täglich  zweimal übermüdet die Autobahn auf- und abraste.

Kurz vor Weihnachten barmte Siemens, man könne leider kein Weihnachtsgeld zahlen, die Geschäftslage erlaube es nicht. Es gab Sachprämien. Sogar ich, die ich erst 1/2 Jahr dabei war, bekam einen Fön und eine elektrische Brotschneidemaschine. Das freute mich, weil ich damit nicht gerechnet hatte!

Nur einen Monat später verkündete Siemens in der Betiebszeitung Rekordgewinne. Das paßte doch gar nicht zusammen!
Als der befristet Vetrag nach dem 3/4 Jahr auslief ließ ich nicht verlängern, es ging psychsich und physisch an den Rand des Belastbaren. Als ich am letzten Tag ging und mich, anständig, wie ich bin, von allen verabschieden wollte, reagierten die Kollegen wie am ersten Tag – mit Eiseskälte, ich war einfach Luft.

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2. Arbeitsstation – Tubo

Samstag, 20. Februar 2010 19:00

Nur 3 Monate nach meiner Kündigung am Theater hatte ich ein sehr gutes Vorstellungsgespräch, wo der Geschäftsführer leider, denn das hätte mir gut gefallen, zu viel Zeit zum Überlegen brauchte, als ich  eine Arbeit über eine Zeitarbeitsfirma, allerdings über’s Arbeitsamt, angeboten bekam. Sonst hätte ich (noch) nicht den Willen gehabt, mich mit so einer Zeitarbeitsfirma einzulassen, mußte es in diesem Fall.

Es war das Bauunternehmen „TUBO Haus und Handwerk“ mit allen Gewerken unter einem Dach für die schwäbischen wohlhabenden Häuslebauer. Den Geschäftsführer, der die Firma einst mit 3 Leuten gründete (ein Türke), hatte die Bank einfach vor die Tür gesetzt, als dieser ein paar Millionen Umsatz im Jahr machte, um den Laden zu „sanieren“. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt, nichts konkret ausgesprochen, wie man dem Türken zugespielt hatte, der bei allen Angestellten sehr beliebt war und tolle Löhne gezahlt hatte. Jeder sollte vom Kuchen ein Stück abhaben, das war sein Erfolgskonzept.

Die Bank schnürte die Kredite enger, versagte ihm wetere Kredite gänzlich unter fadenscheinigen Gründen, warf den Geschäftsführer schließlich vor die Tür (weil sie 51 % Ateile hatte, konnte sie das) und einen Banker zur Sanierung auf dessen Sessel. Es wurde ein neuer Geschäftsführer eingestellt, haufenweise Mitarbeiter entlassen, aber man brauchte jemanden, der neue Preislisten erstellte und diverse Dinge organisierte.

Man fand Gefallen an mir, ich setzte durch, nicht über die Zeitarbeitsfirma eingestellt zu werden, erhielt einen direkten Arbeitsvertrag als kaufmännische Angestellte. Zwar mußte ich auf 500 DM Gehalt verzichten, verdiente statt 4.500 DM nur noch 4.000 DM, sollte aber nach der Probezeit mein vorheriges Gehalt bekommen.

Ich saß mit dem Assistenten der Geschäftsleitung, einem sehr sympathischen Bauingenieur, zusammen im Nachbarzimmer von dem obersten Chef, dem Banker, Herr B. Mein Kollege, Herr St., und ich hatten vom ersten Tag an eine Wellenlänge. Es war ein sehr angenehmes Arbeiten, auch mit den anderen Angestellten des Handwerkbetriebes. Mit Freude fuhr ich täglich die ca. 35 km einfache Strecke, für die ich meist 1 Stunde Wegzeit brauchte.

Streß? – Wer einmal Theater geschnuppert hatte, empfand diese Arbeit als Erholung!.
An meinem dritten Arbeitstag lag frühmorgens ein Schokoladenriegel auf meinem Schreibtisch, darunter ein Zettel von der Sekretärin der Geschäftsführers: „Schön, daß Sie bei uns sind!“.

Nach ca. 3 Wochen Arbeit, mein Kollege war gerade auf irgendeiner Baustelle, betrat plötzlich  Herr B. mein Zimmer und bat mich um ein belangloses Gespräch. Er schüttelte mir die Hand und sagte: „Frau R., Sie sind eine echte Bereicherung für das Unternehmen!“. Ich wurde in Content-Management-Systemen geschult, erhielt weiterreichende selbständige Aufgaben und wurde fortan zu Sitzungen der Geschäftsleitung hinzugezogen. Herr B. befragte mich oft zu Problemen, wollte meine Meinung und manchmal auch meinen Rat einholen.

Mitarbeiter kamen zu mir, wenn sie Fragen rund um den PC hatten, ich half wo immer ich konnte, fühlte mich sauwohl. Auf einmal waren die hohen Kosten einer Computerfirma, die den Laden PC-mäßig betreute von vorher 4-stelligen Monatbeträgen fast auf 0 geschrumpft. Darauf war ich stolz.

Bis eines Tages ein zusätzlicher 2. Geschäftsführer eingestellt wurde. Der sah nicht nur so aus, er war bretzdoof – holte mich: sein Drucker wäre kaputt – und hatte lediglich vergessen, Papier einzulegen. Ein zweites Mal war sein Drucker wirklich kaputt – Nein! – er hatte den Stecker aus der Buchse gezogen! Dieser Typ hatte sich Lorbeeren bei der Abwicklung von Ostbetrieben verdient, indem er skrupellos ganze Belegschaften vor die Tür gesetzt hatte.

Es war klar, was er hier für eine Aufgabe zu erledigen hatte. Schmutzige Arbeit wird hierzulande gut bezahlt. Die Auswirkungen kamen promt. Da war einer geübt im Umgang mit Kündigungen. Eine junge Mitarbeiterin, immer guter Dinge, bekam eine erste Abmahnung , weil sie auf dem Gang zu laut gelacht hatte. Die zweite Abmahnung kam, als sie zu laut vor einer Tür fluchte. Sie lachte noch einmal auf dem Flur und erhielt die Kündigung. Das ist nur ein Besipiel das ich hautnah miterlebte.

Herr B. setzte weiterhin auf mich, wollte eine Kollegin aus dem IT-Bereich entlassen, weil deren Gehalt (14.000 Mark/Monat) zu hoch sei. Sie war selbständig und hatte mit dem alten Geschäftsführer der Firma TUBO einen guten Vertag ausgehandelt. Diese Frau hatte alles IT-mäßige aufgebaut, ihr Wissen nie weitergegeben und war dadurch alleinige Wissensträgerin auf ihrem Gebiet. Herr B. fragte mich nach meiner Meinung. Ich sagte: „Auch wenn sie jetzt in die Tischkante beißen, Sie können diese Frau nicht entlassen, wenn Sie das Unternehmen erhalten wollen. Sie haben schon so viele Leute entlassen, können in dieser Situation doch nicht auf alle Wissensträger verzichten.“ Möglicherweise habe ich damit mein eigenes Todesurteil ausgesprochen?

Ich sollte nach 6 Monaten Probezeit mehr Gehalt bekommen. 7 Monate waren vergangen, ich fragte beim Geschäftsführer an. Der erschrak – „Ist die Probezeit schon rum? Das haben wir ja verpaßt! Wie schnell die Zeit vergeht“. Lächelt und verläßt das Zimmer. Nur wenige Minuten später stand dieser neue bretzdoofe Unsympath im Zimmer, sagte kein Wort und reichte mir einen A-4 Zettel. – Meine Kündigung in nur 2 Sätzen! Ich rief ihm hinterher: „Tun sie sich und dem Unternehmen wenigstens den Gefallen und schreiben Sie hier einen Kündigungsgrund rein. So ist das Ding beim Arbeitsgericht der Renner.“ – Er grinste und bot mir eine Abfíndung in Höhe eines Monatsgehaltes an, die ich ablehnte. Der Geschäftsführer und auch Herr Bruder waren auf einmal nicht mehr zu sehen, nicht mehr zu sprechen; ich sah sie jedenfalls nie wieder.

Diese Kündigung kam so unerwartet und plötzlich, ich weiß bis heute nicht den Grund, daß sie sich auf der Stelle auf meinen Darm schlug, oben und unten floß es nur so raus aus mir – ich fuhr, mußte es, schleunigst nach Hause. Ein Monat über der Probezeit, da hat man zwar Kündigungsschutz, aber ich malte mir meine Chancen vor Gericht aus. Diesen Betrieb wollte ich nicht noch einmal betreten. Ich ließ mich krankschreiben. 2 Tage später wurde ich zum Vertrauensarzt geschickt, dieser Unsympath zweifelte an, daß ich krank sei. 3 Ärzte bescheinigten unabhängig voneinander meine Arbeitsunfähigkeit.

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Erste Arbeitstation nach 1993 – Württembergische Landesbühne

Samstag, 20. Februar 2010 18:34

Daß ich arbeitslos bin, habe ich meinem über alles verfluchten Stolz zu verdanken. Den habe ich schon von klein an, schon seit dem 3. Lebensjahr!
Die Arbeit am Theater in Esslingen habe ich geliebt. Nach nur einem reichlichen Jahr dort wurde ich in den Personalrat gewählt, ich hatte mich immer für andere eingesetzt. Später hatte sich ein Bühnenmeister hinter der Bühne erhängt, andere wurden zu Alkoholikern.
Als ich wegging wurde mir gesagt . es sei nicht mehr so schön ohne mich.

Ich war als Organisationsleiterin gleich die nächste Instanz nach Intendantin und Verwaltungsleiter, hatte den ganzen Theaterbetrieb mit Künstlerischen Betriebsbüro und technischer Leitung abzustimmen, war Kontakperson zu den Kulturämtern Baden-Württembergs (wir waren ja die Landesbühne) und habe nebenher Büromaterial für die Verwaltung eingekauft. Es war Streß pur, aber auch eine schöne Arbeit.

Der Verwaltungsleiter legte mir zunächst die Welt zu Füßen, gab mir schon beim Einstellungsgespräch hinterher bei einem Kaffee zu verstehen, daß die Intendantin nichts tauge. Er wollte mich als sein Spielball gegen die Intendantin aufbauen, war selbst ein Psychopath. Er traute niemandem über den Weg, mißbrauchte willfährige Leute für seine Intrigen. Es war ihm ein Dorn im Auge, daß eine Frau Intendantin war. Der Kampf gegen sie war schon im vollen Lauf, als ich dort anfing. Mitunter sprachen beide kein Wort miteinander, alles auf meine Kosten, denn ich mußte ja irgendwie die Organisation bewältigen. Mach das mal, wenn einer Hü, der andere Hot sagt. Ich kümmerte mich bald um den richtigen Einsatz der Computer, die bis dato nur als Schreibmaschinen dienten und führte eine Theatersoftware ein.

Irgendwann, nach 2 Jahren, kamen dann konkrete Forderungen des Verwaltungsleiters an mich, gegen die Intendantin vorzugehen. Er forderte Kulturämter auf, sich direkt beim Bürgermeister zu beschweren, ich sollte meinen Teil beitragen. Auch Schauspieler heuerte er für seine miesen Ziele an. Techniker wurden erpreßt, ich bekam das alles mit, war z.T. Zeugin. Ich sollte dazu auch Statistiken verfälschen um den Nachweis zu erbringen, es ginge durch diese Frau den Bach runter, war aber nicht so. Ich habe ihm klar gesagt: „Ich habe früher nie Statistiken gefälscht, werde das auch jetzt nicht tun!“ da tat er es eben selbst.

Nun gut, über Kultur kann man streiten, mir gefiel das meiste auch nicht, was da auf die Bühne kam. Am allerwenigsten gefielen mir die Heucheleien, die Hinterfotzigkeit, das Lügen, die Intrigen unter den Künstlern und den anderen auch. – Aber bitte ohne mich! Die Intendantin war auch nicht unbedingt meine Kragenweite, rein menschlich gesehen, aber was da gegen sie lief war weit unter der Gürtellinie.

Weil ich mich den Spielchen des Verwaltungsleiters, Ernst hieß er, widersetzte, wurde ich zu seinem Mobbingopfer. Ich setzte mich mit beiden an einen Tisch, ihm und der Intendantin, Rohwedder (die Mutter übrigens von der Voss), um wieder zu einer ertragbaren Arbeitsatmosphäre zu kommen. Natürlich ohne Erfolg, mit dem Ergebnis immer größerer Schikanen. Ich „durfte“ nicht mehr zu den Kulturämtern fahren, mit Kollegen reden… er hetzte willfährige Kollegen gegen mich auf… Die Intendantin lehnte sich zurück und sagte doch tatsächlich: „Seit er mit Ihnen den Zoff hat, läßt er mich wenigstens in Ruhe.“ Damit hatte es sich für sie erledigt.

Nach einem Jahr intensiven Mobbings, 3 Jahre dieser Arbeit am Theater, ging ich zum Arzt – als ich vor diesem saß und sprechen wollte, kam kein Wort heraus – ich hatte einen Weinkrampf, hatte mich nicht mehr unter Kontrolle. Mir war das peinlich. Er fragte nichts, sagte nur: ich kann sie bis zu 6 Wochen krankschreiben. Hinterher erfuhr ich, daß er ähnlich gelagerte Fälle aus dem Theater als Patienten hatte, er kannte das.

Während dieser 6 Wochen entschloß ich mich, die Kündugng einzureichen. Ich rief alle Kulturämter, zu denen ich immer ein gutes Verhältnis hatte, an, entshuldigte mich, falls es zu Fehlern bei den Plänen käme, daß es nicht am Theater läge, sondern an mir, weil ich gekündigt habe. Ich wollte nicht, daß das Theater durch mich einen schlechten Ruf erhielte.

Dann ging ich zum Arbeitsamt, kündigte „aus Besonderem Grund“ – man muß die plausiblen Gründe offenlegen, dann wird man nicht gesperrt. Zu Hause weinte ich mr die Seele aus dem Leib, denn ich hatte diese Arbeit so sehr geliebt! Vermutlich hatte ich danach beim Arbeitsamt ein Schandmal in den Unterlagen, das jedem Unternehmen, das mich einstellte, gezeigt wurde… jedenfalls kamen nur noch befristete Verträge. Mit jedem befristeten Vertrag mehr mußte ich mich mehr rechtfertigen – es ist paradoxer Weise ein großes Makel, wenn man nach einem halben Jahr wieder gehen muß, daß es aber heute gang und gäbe ist, wird ignoriert.

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