Beiträge vom Juni, 2010

DKP – Seminar am Ammersee

Mittwoch, 23. Juni 2010 16:10

Die DKP erhebt stets Anspruch auf ihre Führungsrolle als „kommunistische“ Kraft in der Arbeiterbewegung. Was ich bisher von ihr las, konnte mich nicht überzeugen – und als Kraft in diesem Land ist sie eh nicht zu spüren.

Im Januar brachte die Parteiführung neue Thesen heraus, die einen Richtungswechsel und eine neue Herangehensweise der Partei darstellen sollen. Gegen diese Thesen gibt es angeblich in der Partei-Basis große Proteste, weil die Partei sich damit mehr der Partei „die Linke“ annähert. Ich las, die Parteiführung lasse es auf eine Zerreißprobe ankommen.

Es ergab sich, daß mich Sepp zum Seminar der DKP einlud. Ich sollte mir ein Bild davon machen, das die Parteibasis wirklich linke Ziele verfolge und nichts mit diesen Thesen am Hut habe. Ich dachte ein paar Tage darüber nach – willigte dann ein. Dieses Seminar fand vor 2 Tagen statt.

Am Samstag, 19.06.10 war ich dann zum Seminar der DKP am Ammersee. Ich wollte mir das bewußt „antun“, um mir ein Bild von dieser Partei machen zu können. Von wegen: Basis sei kommunistisch, nur die Parteiführung gehe derzeit eigene Wege. Zu meinem Glück waren die Referenten nicht irgendjemand, sondern Robert Steigerwald (theoretischer Kopf der Partei) und Leo Mayer (seit Februar 2008 stellvertretender Vorsitzender der DKP). Anwesend waren weitere rund 40/50 Genossen der DKP Südbayern. Schon während der Referate sträubten sich mir alle Nackenhaare. Man will langsam mit allen Menschen gemeinsam in den Sozialismus wachsen, durch Interesse am Sozialsmus, durch Überzeugung. Diktatur des Proletariats wird gleichgesetzt mit Faschismus – „Das hatten wir – das wollen wir nie wieder“. Die Gewerkschaften seien dabei ein wichtiger Faktor. Die derzeitige Krise wird als besonders zu beachtenede Situation dargestellt, als wäre sie kein vollkommen normaler Betsandteil des Kapitalismus/Imperialismus. „Der Sozialismus bedarf der Zustimmung der Mehrheit des Volkes.“ Deshalb strebe die DKP breite Aliianzen unterschiedlicher politischer Parteien und Organisationen an. Die Linken seien „isoliert“ (nicht zerplittert). Man wolle radikal kämpfen gegen die Abhängigkeit des Menschen von dem Menschen (!) – Welch Wirrwarr! Die Massen sollen langsam herangeführt werden an eine grundlegende Umwälzung, dazu „die Macht der Banken und Konzerne“ etwas „einschränken“.
Und der letzte Satz von Leo Mayer: „Die sozialistischen Länder, auch die DDR, „sind nicht kaputtgegangen, da sie zu viel Demokratie hatten und zu wenig Zwangsmittel.“

Leo Mayer und Robert Steugerwald betsätigten beide, daß die DKP mehr als nur zerstritten sei, sie werde auseinanderfallen in viele Gruppen, wenn es nich gelänge, alle wieder zusammenzuführen. Die Thesen seien zurückzuführen auf sehr konspirative Arbeit einzelner selbsternannter Genossen, aber sie seien gut und richtig und müßten untzerstützt werden.

Viele Diskussionsredner unterstützten die Worte der Referenten, verdammten die DDR als Unrechtsstaat, sprachen von der BRD als Rechtsstaat, die BRD sei eine Demokratie… lehnen die Diktatur des Proletariats ab (davon habe Marx ja auch gar nichts im Kommunistischen Manifest geschrieben)… wollen den „demokratischen“ Sozialismus. Ich hatte bei den Wortmeldungen den Eindruck, daß sie „bestellt“ worden waren, sie waren gut ausgearbeitet und befürworteten ausnahmslos den Inhalt der Thesen.

Natürlich meldete ich mich zu Wort. Nach ein paar Sätzen wurde ich unterbrochen, ich hätte meine Redezeit schon überschritten (andere hatten weit länger geredet). Sei es so. In der Pause, bevor ich die Veranstaltung verlies, fragte ich in die Runde – „Ich habe in der DDR gelebt, aber ihr wißt wohl alle besser, wie wir gelebt haben?“ – Mehrere antworteten fast gleichzeitig „Ja, das wissen wir besser!“ und lachten mich aus. Ich fuhr in der Pause nach Hause, hatte genug erlebt und gehört.

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Gedanken zu Böllern bei Berliner Demo

Freitag, 18. Juni 2010 9:48

Und wieder erhebt sich Geschrei, noch schärfer gegen linke Demonstranten vorzugehen, weil in Berlin am Rande der Demo Böller explodierten, die ein paar Polizisten verletzten. Wohlgemerkt: am Rande der Demo explodierten sie!

Schon erinnere ich mich an Stuttgart vor 1 Woche, auch da explodierten am Rande Feuerwerksböller, unerheblich, ohne Verletzungen. Diese explodierten jedoch nicht im Demonstationszug, wo alles friedlich und ruhig verlief, nein, sie wurden auch am Rande des Demonstrationszuges an Fenstern der Häuser gezündet, die die Straße säumten. Ich sah noch die Rauchspuren, als ich verwundert war, wer da rumballert.

Nachdenken darf ich ja mal darüber, daß es doch durchaus möglich ist, das zivile Polizisten selbst die Böller zündeten und System dahinter steckt. In der Geschichte wurde immer wieder aufgedeckt, leider stets erst nach Jahren, wer die wirklichen Täter solcher „Anschläge“ während linker Demonstrationen waren. Selbst den Tod von unschuldigen Menschen, auch von Polizisten, Politikern nahm man dabei inkauf, wenn es nur seinen Zweck erfüllte. Sie verfolgten das Ziel, damit die Linke zu verunglimpfen, sie als Straftäter zu brandmarken und mit entschiedener Gewalt gegen sie vorgehen zu können.

Es könnte doch durchaus so sein, daß auch in Berlin nicht Demonstranten, sondern geheim agierende Zivilisten die Urheber waren.

Es war die zweite große Demo, bei der ich im Block der Anarchosyndikalisten, oder unmittelbar dahiner mitlief. Ich konnte vor Jahren in Berlin, vor ein paar Monaten in Dresden, und vor einer Woche in Stuttgart erleben, wie friedlich auch der schwarze Block demonstriert. Immer wieder kamen von außen zivile Unruhestifter in diesen Block. Diese wurden vom Block jedesmal wieder rausgedrängt.

Soweit nur mal ein paar Überlegungen…

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Demo-Teilnahme

Montag, 14. Juni 2010 19:10

die Presse teilt mit, daß insgesamt, Berlin und Stuttgart zusammengenommen, ca. 42.000 Menschen an der Demonstration am Samstag teilnahmen. 42.000 von 82.000.000 Einwohnern sind 0,051 %.

Ich bleibe dabei: es sind verschwindend wenige, die sich da ihrer Verantwortung bewußt sind – viel zu wenig!

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Stuttgart, Demo am 12.06.2010

Sonntag, 13. Juni 2010 13:18

Die gestrige Demo hat mich wieder am Boden zerstört. Wie zerspalten, zersplittert die linken Kräfte sind, habe ich bisher vollkommen unterschätzt. Da gibt es weit mehr Gruppen, Parteien, Strömungen, als mir bislang bekannt waren!

Erfreulich: ich habe ein paar gute Gespräche gehabt, bin auf einzelne Menschen zugegangen und habe gefragt. Die meisten reagierten freundlich und offen.

Da waren am Bahnhof 2 Jugendliche, die hatten eine zusammengerollte rote Fahne bei sich, die mich interessierte. Ich sprach sie geradeheraus an und fragte, was das für eine Fahne und wer sie seien. „Wir sind von den Jusos – und wer bist Du?“ Dann sagten sie schnell – wir sind links, wir sind sehr links, wir wollen den Sozialismus. Meinen Einwand, daß die SPD derzeit eher rechts als Mitte ist, bestätigten beide. – Jaaa, mit dieser Politik der Parteimasse haben wir nichts am Hut! – Warum sie sich denn die SPD ausgewählt hätten, wenn sie links seien? – Wir haben uns an den Programmen orientiert. – Ach so, ihr wollt die SPD wieder nach links, eher Mitte rücken? Auch dann will sie ja nicht den Sozialismus. – Doch, das schaffen wir! Wir wollen den Sozialismus – und mein Kumpel, der eine zeigte auf den anderen, wird mal Bundeskanzler. Ich lächelte – dann gebt mal bescheid, ich werde ihn wählen – und verabschiedete mich. „man wird sich sehen“ sagten beide.

Dann begab ich mich zur Demo selbst. Inmitten von Verdi-Fahnen und Fahnen der Partei Die Linke fühlte ich mich nicht wohl, ging weiter nach vorn. Ja, das gefiel mir schon eher! Da war Temperament – griechische Linke, auch von der KKE, türkische Mitbürger und viele  Jugendliche, die ich der anarchosyndikalistischen Szene zuordnen würde. Ich lief hinter ihnen, da gab es Sprechchöre, ab und zu rannten sie ein paar Meter. Da war linkes Leben! Für mich hat Klassenkampf, Arbeitskampf, auch sehr viel mit Emotionen zu tun – es ist Herzenssache!

Die meisten Demonstranten mit Fähnchen und Transparaenten von Verdi, „Die Linken“, DKP – war zahlenmäßig stark vertreten, MLPD – zahlenmäßig nicht gar zu viele, aber die fallen alle auf, weil wirklich jeder mindestens eine Fahne oder ein Transparent hält. Mich würde nicht wundern, wenn sie (Mitglieder der MLPD) demnächst beidhändig Fahnen und Transparente trügen, dann fielen sie noch mehr auf… Also: alle genannten waren hauptsächlich ältere Genossen, so wie ich und älter, keine Jugend! – Verständlich, so emotionslos, so gleichgültig, wie die sich auf der Demo bewegen, die strahlen ja schon aus, daß sie zum Bäume ausreißen nicht mehr in der Lage sind! – Deren Anteil ist: in Ruhe seitenlange Texte zu verfassen, wer wir sind, was wir wollen, was Marx, Lenin & Co schrieben, um zu bekunden: wir haben sie gelesen (unter „verstehen“ verstehe ich mehr Praxis, weniger Zitate).
Ich sprach mit verschiedenen Leuten von den DKP – ob ihnen bewußt wäre, wie zerspalten die Linken seien, man müsse sich zusammenfinden – Ja, da hast Du recht, ABER… wir haben den Führungsanspruch, wir gehen mit den Inhalten der anderen nicht mit! Auf die neuerlichen Thesen der Parteiführung der DKP regierten alle entschieden ablehnend und winkten ab – das sei doch alle nicht ernst zu nehmen.

Ein anderes Gespräch mit einem Genossen von der „kommunistischen Arbeiterbewegung“ – nein, er rücke von seiner Position nicht ab. er habe mit all den anderen Linken nichts gemein! Ich fragte, ob es nicht an der Zeit wäre, das Verbindende zu sehen und nicht das Trennende stets vorzukehren, denn so erreiche man wahrlich gar nichts? Zumindest schaute er mich auf einmal sehr nachdenklich an und gab mir recht. Nachdenken ist doch schon mal ein Anfang!

Ganz begeistert war ich von einem kurzen Gespräch mit einem griechischen Kommunisten von der KKE! Der war auch nicht mehr der Jüngste, aber der lebte – und wie! Ich sagte zu ihm: „Von Euch können nicht nur die Deutschen einiges Lernen!“ und daß sich die linken Kräfte international vereinen müßten, die Zeit verlange ein agieren über die Grenzen hinaus. Ja klar, wie soll das funktionieren, wenn man sich innerhalb des Landes nicht einig ist?

Natürlich habe ich allen, mit denen ich kurz sprach kleine Flyer von der KI (Kommunistische Initiative) in die Hand gedrückt und gebeten, sie mögen mal auf die Internetseite schauen und drüber nachdenken.

Dadurch, daß bei den vor mir laufenden Demnonstranten viel Leben war, liefen dort ab und an mehr Polizisten nebenher. Immer wieder versuchten Reiter, den Demonstrationszug zu stören – sie ritten mehrmals einfach quer durch die Reihen, von links nach recht, von rechts nach links… Ein Spruch gefiel mr gut, ließ mich direkt lachen: „Reiter auf die Erde, Freiheit für die Pferde!“. So etwas belebt.

Links am Straßenrand standen 5 Polizisten. Urplötzlich griffen sie 2 Reihen vor mir scheinbar wahllos in die Menge und zerrten einen Demonstranten raus (vermutlich einen Griechen oder Türken). Ich begriff gar nicht, was da geschah – der lief die ganze Zeit mit den anderen, Sprechchöre rufend im Demozug. Mein Temperament ging mit mir durch – ich ging zu den Polizisten, fragte recht laut (meine Stimme versagte vor Aufregung), warum sie derart provozieren, der Mann habe doch nichts getan, was das solle, ob sie keinen Bock auf diesen Dienst hätten und jetzt ihren Frust abladen müßten. Ich sprach gegen Menschen aus Stein. Der Mann durfte weitergehen, nachdem seine Personalien aufgenommen wurden.

Am Schloßplatz blieb ich noch bis ca. 12:30 Uhr, ging dann nach Hause. Vom Eierwerfen habe ich leider nichts mehr mitbekommen.

Es ist einfach ein Dilemma, ein linkes  politisches Trauerspiel, was derzeit in Deutschland auf dem Spielplan steht. 10,20 oder gar 30  schwache Fingerchen, die alle für sich agieren, alle alleinigen Anspruch erheben, den wahren Sozialismus aufbauen zu wollen, sich ihrer Hand nicht bewußt sind, sonst würden sie sich gemeinsam zur Faust ballen und endlich stark sein.

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Finanz- und Wirtschaftskrisen

Dienstag, 1. Juni 2010 10:32

Ich darf voraussetzen, daß jeder weiß, was wir unter „privater Marktwirtschaft“ verstehen. Ein anderer Begriff, der heute beinahe verpönt ist, ist schlicht „der Kapitalismus“. Einst, als er den Feudalismus ablöste, stand er für gesellschaftlichen Fortschritt und war stolz in aller Munde. Wenigstens das haben Kommunisten geschafft, daß dieser Name heute einen unangenehmen Beigeschmack hat, und aus diesem Grund vermieden wird. Wir erlebten auch, daß aus „privater Marktwirtschaft“ verbal die viel freundlicher klingende „soziale Marktwirtschaft“ wurde. Das alles sind lediglich Begriffe, die am Charakter des, nennen wir ihn künftig einfach wieder „Kapitalismus“ nichts ändern. Was wir heute erleben ist der Kapitalismus in seiner am weitesten entwickelten Form: der Imperialismus.

Krisen im Kapitalismus gibt es schon seit seinem Bestehen. Eine Krise ist eine „Zuspitzung“, eine „gefährliche Lage“ oder auch ein „Wendepunkt“. Sie kann, wie ein Gewitter, eine reinigende, regulierende, aber auch eine verheerend zerstörerische Wirkung haben. Je höher entwickelt der Kapitalismus, desto zerstörerischer wirken seine unvermeidlichen Krisen. Das sollten wir uns einprägen.

Jetzt brauchen wir nur noch zu erörtern:

  1. Was spitz sich warum zu?
  2. Warum und für wen wird die Lage gefährlich?
  3. Was ist der mögliche Wendepunkt?

und werden damit schnell der Sache auf den Grund gehen.

In der kapitalistischen Wirtschaft gibt es:

  • die Spekulationskrise
  • die Strukturkrise und
  • die Wirtschaftskrise

Alle sind eng miteinander verwoben und haben allesamt denselben Ursprung:

Das Streben nach immer mehr Geld (Profit) und damit nach Macht!

Kurioserweise ist das Streben nach Profit die Triebfeder der kapitalistischen Wirtschaft. Und doch wird diese anfangs Fortschritt und Entwicklung bringende Triebkraft zum größten Hemmnis des Kapitalismus selbst, weil sie stetig und zyklisch die Wirtschaft unvermeidlich in eine Sackgasse treibt, wo zerstört wird, was zuvor geschaffen wurde und damit sich selbst infrage stellt.

Was zunächst die Wirtschaft ankurbelt und Reichtum schafft wird zugleich zum größten Verderben der kapitalistischen Produktionsweise.

Das Streben nach Profit fordert eine Produktion, die möglichst große Gewinne abwirft. Die Produktion muß so organisiert sein, daß deren Produkte möglichst billig hergestellt werden, um sie billiger auf dem Markt anzubieten als alle anderen Produzenten = Unternehmer = Kapitalisten = Konkurrenten; nur so kann deren Absatz garantiert werden. Um einen maximalen Gewinn zu erwirtschaften und damit die Wirtschaft aufrechtzuerhalten und zusätzlich Geld anzuhäufen muß ein Unternehmer billiger produzieren als seine Konkurrenten, um die Produkte billiger und trotzdem gewinnbringend verkaufen zu können. Am besten wäre es, er schaltet alle Konkurrenten aus und beherrscht allein den Markt. Und genau das ist bei Strafe seines Unterganges die gesetzmäßig verankerte Pflicht eines jeden Unternehmers im Kapitalismus! Dieser Pflicht kann er sich nicht entziehen. Sie bestimmt sein ganzes Handeln.

In der heutigen Zeit kann ein Unternehmer nur minimal Geld einsparen durch bessere Technik, höhere Effektivität oder billigere Rohstoffe, sein Konkurrent verfügt über dieselbe technische Ausstattung, kauft auf demselben Markt ein. Lediglich kann er sich einen Preisvorteil beim Einkauf von Rohstoffen verschaffen über die Bestellmenge. Er wird folglich bestrebt sein, viel auf einmal einzukaufen, um ebenso viele Produkte zu erzeugen, die er dann aber auch auf dem Markt allesamt absetzen muß. Was heute die Produktionskosten entscheidend beeinflußt und das größte Einsparpotential enthält sind die Lohnkosten der Arbeiter und Angestellten. Gelingt es einem Unternehmer, seine Arbeiter und Angestellte länger arbeiten zu lassen, kann er auf ein paar von ihnen verzichten und diese entlassen. Außerdem kann ein Unternehmer enorm einsparen, indem er die Entlohnung so niedrig als irgend möglich gestaltet. Hat er das geschafft, wird er bald im eigenen Land marktführend sein und seine Konkurrenten geschwächt und schließlich ausgeschaltet haben. Noch mehr Produkte kann er absetzen, noch mehr Profit einfahren, wenn er auch international die Konkurrenz ausschaltet, auf dem Weltmarkt eine führende Position einnimmt. Das schafft er nach ganz genau demselben Prinzip.

Halten wir die zwei entscheidenden (stark vereinfacht dargestellten) vorteilbringenden Faktoren eines Unternehmens fest:

  1. Preisvorteil beim Einkauf von Rohstoffen über die Menge oder gar Eigentümer der Rohstoffe.
  2. Geringste Lohnkosten pro Produkt.

Was also geschieht zunächst? – Es wird produziert auf Teufel komm raus! Erst auf dem Markt, beim Absatz der Produkte wird sich der Erfolg oder Mißerfolg einstellen. Der Markt wird mit Produkten überschwemmt, die irgendwann nicht mehr absetzbar sind, weil deren Nachfrage gesättigt wurde. Der Unternehmer bleibt irgendwann auf seinen Produkten sitzen. Er wird zunächst die Produktion herunterfahren, einen Teil seiner angestellten Lohnarbeiter entlassen und zeitweise die Produktion gar gänzlich ruhen lassen. Das erleben wir hochaktuell in der hoch gepriesenen Kurzarbeit zur angeblichen Rettung von Unternehmen und damit Arbeitsplätzen. Das ist Augenwischerei! Kurzarbeit verzögert nur den Untergang eines Unternehmens, kann den Prozeß selbst nicht aufhalten.

Was sind also die Folgen dieser Überproduktion ? – eine Krise!

  • Steigende Arbeitslosigkeit
  • sinkende Löhne
  • Preisverfall und damit Wertverfall.

Nach demselben Muster verläuft es in der Finanzwelt: Kauf von Aktien und ganzer Unternehmen in möglichst riesigem Ausmaß mit möglichst marktbeherrschender Position, die nur über Geldvorteile, also Kapitalbesitz einzunehmen ist, um diese gewinnbringend weiterzuverkaufen.

Gehandelt wird mit im Konkurrenzkampf geschwächten oder gar pleite gegangenen Unternehmen, deren technischer Ausrüstung und Absatz = Kunden. Alles kann man zu Geld machen – nur nicht die betroffenen Lohnarbeiter, die gerade ihren Job verloren haben. Die sind Abfall des beschriebenen Prozesses und häufen sich folglich auch an. – Das Heer der Arbeitslosen steigt unaufhörlich, weil die Zahl der Unternehmen stetig sinkt, die Produktion wird mit weniger Aufwand fortgesetzt, bis es nur noch einen oder verschwindend wenige, dafür immer riesigere Unternehmen gibt, die ein bestimmtes Produkt herstellen.

Endlich hat sich die Mühe des erbitterten Konkurrenzkampfes gelohnt: Jetzt, wo ein Unternehmen, das so riesig geworden ist, daß man es „Konzern“ nennt, den Markt beherrscht, kann er allein bestimmen zu welchem Preis die Produkte angeboten werden. Soziale Gefühle, das liegt wohl klar auf der Hand, wären fehl am Platz und gar tödlich. Ziel wird es sein, die Preisschraube anzuheben, um immer mehr Geld aus der Produktion herauszuholen, als investiert wird. Bald werden unter dem Dach eines Konzerns mehrere Produkte produziert. Der Erfolg hält nicht lange an – es fehlt an Absatzmöglichkeiten, weil die Kaufkraft aufgrund der gestiegenen Arbeitslosigkeit enorm nachläßt. Wiederum wird das nur über einen Preis- und damit Werteverfall geregelt. Die Produktion wird unaufhörlich von einer Sackgasse zur nächsten geführt, stockt, um auf anderem Niveau wiederbelebt zu werden.

Jetzt geht es ums blanke Überleben der Konzerne – Ziel muß es sein, selbst Rohstoffe zu bergen und aufzubereiten, den internationalen Markt als Absatz der Produkte zu beherrschen. Freiwillig wird niemand seine Rohstoffe, seine Absatzmärkte aufgeben – für kein Geld der Welt! Also muß man sich mit Gewalt holen, muß man sich mit Gewalt aneignen, was man nicht kaufen kann – es wird Krieg geführt – Irak, Afghanistan und streckt bereits die Fühler aus nach Iran.

In der weiteren Entwicklung werden sich nicht mehr Konzerne im Konkurrenzkampf gegenüberstehen, sondern Staaten – immer nach derselben beschriebenen Hackordnung. Da sind wir gerade in der Entwicklung angelangt. Wo früher starke Konzerne zunächst schwächere beseitigten, um sich dann gegenseitig auszuschalten, stehen heute die Interessen einzelner Staaten mit bestimmten politischen Zielen, die diktiert werden von den Konzernen und Finanzhaien. Kapitalismus und Imperialismus sind nichts anderes als die Diktatur des Geldes. Wo Konzerne an ihrer Grenzen stoßen, müssen Politiker den Boden zur Fortführung des Konkurrenzkampfes bereiten, mit allen verfügbaren Mitteln: auch mit Krieg. Gerade erleben wir, wie sich die wirtschaftlich stärkeren Staaten wie Deutschland und Frankreich zusammenschließen, um z.B. Griechenland, später Portugal oder Irland in die Knie zu zwingen. Die Wirtschafts- und Finanzriesen haben längst internationale Interessen angemeldet – immer dem Zwang folgend: Profit anzuhäufen und sich eine Vormachtstellung zu sichern.

Die Folge von all dieser Entwicklung ist auf der anderen Seite: ein riesiges Heer Arbeitsloser, unter Kriegen leidende Völker, Hunger und Not. Diese Unzufriedenheit steigt so an, daß sie bald nicht mehr zu beherrschen ist. Ist die Krise groß genug, daß sie die Form eine Weltwirtschaftskrise (Finanzkrise inbegriffen) annimmt, Kriege auf der Welt toben, ist der Kapitalismus an einem möglichen Wendepunkt angelangt. Nur wenn sich das Heer der Arbeitslosen und notleidenden Bevölkerung seiner Kraft besinnt wird diese Situation in einen Aufstand, eine Revolution münden, die allein dieses marode System des Kapitalismus, der sich durch seine ihm innewohnenden Gesetze selbst zerstören muß, endlich überwinden kann.

Besinnen sie sich nicht, wird der Prozeß auf höherem, weit verheerenderem Niveau von Neuem beginnen und in eine noch größere Krise eines bis dahin ungekannten Ausmaßes, eventuell in die Vernichtung unseres Lebensraumes, der Erde, münden.

So, wie die Konzerne immer mehr internationalen Charakter annehmen,
sollte, nein *MUSS* auch die kommunistische Bewegung internationalen
Charakter annehmen. Leider vermisse ich diese Entwicklung. Nicht nur
national findet man eine heillose Zersplitterung der Kommunisten, auch
international ist man sich höchst unein. Während die Kommunisten
streiten, welchen Weg man einschlägt, ob man nun Stalin ehren oder
verdammen sollte, welche Rolle Trotzki zuzuordnen sei, wie die DDR und
die Vernichtung des sozialistischen Lagers zu werten sei, sich am Thema
„Stasi“ brav entsprechend der Vorgaben der Medien aufreibt anstatt eine
klare Position zu beziehen, während die kommunistischen Parteien und
Gruppierungen das Trennende hervorkehren und keine Einheit finden,
können sie auch keinen Einfluß auf die Massen ausüben. Das ist eine
bittere Tatsache!
Vereint würden aus all den einzelnen Fingern eine kräftige Faust werden. Diese Faust brauchen wir heute!

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