Beiträge vom Januar, 2010

Es hat sich bestätigt!

Samstag, 30. Januar 2010 20:11

Die Kandidatur von Sarah Wagenknecht beinhaltet die HIER genannte Bedingung. Das sagte sie selbt bei einem Interview HIER

Damit unterstützt Sarah eine sozialdemokratische Partei – denn nichts an der „Linken“ ist sozialistisch oder kommunistisch. Ist der Posten doch mehr wert als das Bewußtsein, auch bei Sarah Wagenknecht. Ich verknüpfte mit dieser Frau persönlich große Hoffnung, habe sie sehr geschätzt.

Was bleibt ist Verachtung, sich so aufzugeben und die Genossen der kommunistischen Plattform, die ihr vertrauten, so zu verraten.

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Parteihochschule und Ende der DDR

Mittwoch, 27. Januar 2010 18:55

Im Sommer 1989 begann ich mit dem Fernstudium an der Parteihochschule in Berlin. Ich hatte einmal den Weg eingeschlagen, wollte ihn konsequent weitergehen, um eventuell neue Impulse und Änderungen in die Partei einzubringen.

Von der Bezirksleitung der Partei wurde mir ein Mentor an die Seite gestellt: Bruno F. Da ich als unbequem bekannt war, als eine, die kritsich ist und mit ihrer Kritik nicht hinterm Berg hält, sagte Bruno: „Wenn Du Deine Abschlußarbeit abgeben wirst, werde ich meinen Posten verlieren und aus der Partei fliegen, aber mach mal – ich unterstütze Dich.“ Na, wenn das keine gute Ausgangsposition war!

Das neue Studienjahr wurde vom Rektor begrüßt. Meine Ohren wurden immer länger – was? – soviel Kritik an der Regierung, am Politbüro, an Erich Honecker? Änderungen seien im Gange, es gäbe einen Nachfolger von Honecker, der krank sei, das Polibüro sei zerstritten. Boah, ich wußte nicht, ob ich meinen Ohren trauen sollte.

Dann hießt es, man wolle sich mehr von der Sowjetunion ab- und mehr China zuwenden. Von China könne man viel lernen, neue Wege beschreiten. Wo man sich doch bis dahin so von China abgegerenzt hatte! Und auf einmal tauchte auch Stalin wieder als großer Theoretiker auf, der er zweifellos war. Stalins Schriften, die viele Jahre verdammt waren, sollten ins Studienprogramm eingebunden werden. Und eben die Chinesen – Mao Tse Tung!

Das anschließende Seminar lief in demselben  Tenor ab. Auf einmal wurde offen angesprochen, wieviele Menschen Stalin auf dem Gewissen hatte, welche Fehler in der Sowjetunion gemacht werden und daß die DDR einen eigenen Weg beschreiten werde.

Nur 1 Monat später reiste Bruno mit mir nach Berlin. Ich sichtete Material für meine Arbeit. Bruno nahm mich mit zu einem befreundeten Genossen des ZK der SED. Nach der Begrüßung gingen beide gleich zur Sache- meine Anwesenheit schien sie dabei nicht zu stören. Dieser Freund von Bruno erzählte, er habe sich schon in einem Betrieb einen Posten gesichert (ich bin mir nicht mehr sicher, ob es eine Brauerei war), er habe sich für alle Fälle abgesichert. Bruno sagte, auch er habe eine Stelle in einer Fachschule in der Nähe von Dessau sicher. Er werde dort als Dozent arbeiten. Ich verstand nicht, warum sie ihre Posten im Parteiapparat aufgeben wollten, fragte aber nichts.

Und dann ich hiel es nicht für möglich, was ich dann mit anhörte: Die S-Bahn-Gleise zwischen Ost- und Westberlin seien allesamt wiederhergestell, repariert und einsatzbereit. Somit wäre die Schienenverbindung Ost-West wieder befahrbar, man müsse nur die Barrieren entfernen. Ich saß ganz still auf meinem Stuhl, getraute mich kaum zu atmen geschweige denn eine Frage zu stellen. Ich war total verwirrt und redete mir ein, irgend etwas Entscheidendes nicht gehört zu haben. Dem war aber nicht so.

Das alles war wohlgemerkt zu einer Zeit vor den Montagsdemos – diese fingen erst einen knappen Monat danach an!

Natürlich habe ich damals nicht vermutet, was mir heute klar auf der Hand liegt: die Wende kam nicht urplötzlich, weil montags Menschen auf den Straßen waren. Alles war von langer Hand vorbereitet. Eine Liga im Politbüro wollte Honecker entmachten und eine andere Person zum Staatspräsidenten machen. Ob diese andere Person von vornherein Egon Krenz war, ist zweifelhaft, Egon Krenz war ganz bestimmt 2. Wahl. Ich vermute, aus meiner heutigen Sicht, kann mich damit natürlich gewaltig irren, daß Marcus Wolf die Nachfolge von Honecker antreten sollte. Marcus Wolf hatte sich schon 1 Jahr vorher aus dem Ministerium für Staatssicherheit verabschiedet. Ich glaube nicht daran, daß er sich zur Ruhe setzen wollte. Er schrieb mit der „Troika“ ein ziemlich kritisches Buch, unternahm quer durch die DDR Lesungen und knüpfe so viel Kontakte zu den Massen, zeigte sich als sympatischen Politiker zum Anfassen. War das schon Teil des Planes des Umsturzes? Marcus Wolf trat pünktlich mit den Montagsdemos in Berlin (die etwas später waren als die in Leipzig) wieder auf die politische Bühne – Warum? Aber er wurde ausgepfiffen und abgelehnt. Da war auf einmal Egon Krenz zur Stelle. Die Grenze sollte geöffnet werden und damit Reisefreiheit für alle DDR-Bürger. Somit war es von Günter Schabowski kein Versprecher, sondern das Startsignal für den Führungswechsel an der Spitze der DDR.

Sie wollten die DDR offener gestalten, endlich anstehende Veränderungen angehen, hatten aber den Fakor X nicht ganz kalkuliert. Auch die Stay-Behind Armeen waren 40 Jahre lang aktiv und bereiteten den Umsturz in der DDR vor, den Umsturz einer anderen Art – die Einheit Deutschlands. Über viele Jahre wurden durch die Stay-Behind Armeen willfähige Menschen rekutiert und auf den Tag X vorbereitet. Darunter auch solche, denen in der DDR eine politische Karriere verwehrt blieb. Etwas Geld und Karriere-Versprechungen , da läßt sich der Eine oder Andere kaufen.  Als an den Montagen die Bürgewegungen mit ganz anderen Zielen demonstrierten mischte sich nach und nach die rechte Szene unter die Massen und bestimmte bald das Bild auf den Straßen. Andere Parolen wurden gerufen – sie hatten diese Unruhen für sich zu nutzen verstanden, hatten natürlich jegliche nur denkbare Unterstützung nicht nur aus dem Westen. Sicher waren auch in Schlüsselpositionen ein paar DDR-Politiker und Geheimdienstler rekrutiert worden. Natürlich hatte der Westen dazu Gorbatschow gebraucht – die Sowjetunion, die Sowjetarmee durfte in diesen Umbruch nicht eingreifen. Gobatschow hatte sich längst kaufen lassen und wurde hinterher gnadenlos fallen gelassen. So gelang es, die Bürgerbewegung, die gerade mit ihren Aktionen begonnen hatte, einfach zu „überfahren“ und den Demos einen völlig anderen Charakter zu geben: „Deutschland einig Vaterland“ – die DDR wurde einverleibt.

Es ist auch nicht auszuschließen, daß die Einheit Deutschlands von vornherein geplant war, nicht nur von der rechten Szene. Immerhin sagte Schewardnadse vor ein paar Jahren bei Christiansen, daß man sich mit den Amerikanern bereits 1984 bezüglich der deutschen Einheit geeinigt habe. Die Russen (er und Gorbatschow) nickten die Einheit ab. Schewardnadse war damals russicher Außenminister. Die Amerikaner versprachen ihm als Gegenseistung den Ministerpräsidentenposten in Georgien und eine attraktive Summe Dollar als „Entwicklungshilfe“. Den Ministerpräsidenten bekam er gleich, das Geld nie.

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Sarah Wagenknecht kandidiert

Mittwoch, 27. Januar 2010 10:40

Eine gestrige Meldung in den ARD Nachrichten: Sarah Wagenknecht kandidiert für den Posten des Stellvertreters. Ein kurzes Bild von der hübschen Frau, sonst nichts.

Vorausgesetzt, die Information von Bayern 5 stimmt, hat sich Sarah Wagenknecht somit  von der kommunistischen Plattform getrennt um die Vorausstzungen für ihre Kandidatur zu erfüllen?

„Die Linke“ wird es nicht an die große Glocke hängen, Sarah selbst auch nicht, um nicht alle Anhänger der kommunistischen Plattform zu verlieren. Wähler sind wichtig für die Wahlen. Ganz genau wird man es halt so pö á pö erfahren, wenn man geduldig und aufmerksam genug ist

@Karl : Jetzt lohnt es nicht mehr, mehr über diese Frau zu erfahren. Was man nicht weiß, tut auch nicht weh. – Sie ist eine brilliante Theoretikern, hat einen scharfen Verstand, stand bisher an der Spitze der kommunistischen Plattform der PDS /“Die Linke“. So manche Kritik von ihr am Treiben der PDS/“Die Linke“ verfehlte ihr Ziel nicht und machte sie in der Führungsriege der Partei z.T. unbeliebt. Auch in den wenigen Fernsehinterviews verteidigte sie mit nicht zu übertreffenden Kenntissen, Aufzeigen von Fakten den kommunistischen Standpunkt. Alle Moderatoren ließ sie wie dumme Jungen wirken. Leider fügte sie sich bisher immer den Vorgaben der Partei, nahm sich zurück, ich vermute, um nicht noch mehr Unruhe in die eigenen Reihen zu bringen. Dieses Sich-Zurücknehmen sehe ich als großen Fehler an. Dieses Land braucht keine neuen Sozialdemokraten, keine „Linke“, die unaufhörlich bemüht ist, sich an der Regierung zu beteiligen. Was nützt es den Menschen, wenn sozialer Kahlschlag auch von den linken abgesegnet wird, wenn Kindergärten in Berlin und anderswo mit Zustimmung linker geschlossen werden, wenn Staatseigentum mit Zustimmung der Linken an Finanzhaie veräußert wird?

Die Menschen dieses Landes brauchen eine Linke, die sich ihrer Probleme annimmt, sich für sie einsetzt. Was eigentlich hindert die „Linke“ daran einen Teil ihrer Diäten, die sie wie alle anderen in Hülle und Fülle erhalten, ihr unversteuertes Geld für Sonderausgaben für Bedürftige zu spenden bzw. konkrete Hilfe zu leisten? Was hindert sie daran, etwas Abstriche am eigenen Lebenstandard zu machen und wirkliche linke Größe zu zeigen?

Bereitwillig nehmen sie alle jede Diätenerhöhung an. Und schon wird das Interesse jedes einzelnen Abgeordneten, auch den linken unter ihnen, darauf gerichtet sein, sich diesen Lebensstandard nebst Privilegien zu erhalten und vordergründig seinen eigenen Posten zu verteidigen anstelle sich für die Schwächsten und Ausgegrenzten dieser Gesellschaft einzusetzen.

Ein aktuelles Beispiel: Kindergeld wurde erhöht – es sagt der Name: „Kinder“-geld! sind die Kinder der HartzIV- Bezieher keine Kinder?  Die 20 € mehr hätten HartzIV-Kinder  auch nicht wirklich besser gestellt, sie hätten aber dafür evtl. auch mal den Zoo oder Tiergarten besuchen können, deren Eintritt verdammt hoch ist. Doch das wird diesen Kindern auch künftig verwehrt bleiben.

27.01.10

Ergänzug: die Kandidatur bestätigt auch die Junge Welt, die damit verbundenen Bedingungen werden nicht erwähnt.

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Die Linke

Dienstag, 26. Januar 2010 20:32

Deutschland hat eine neue sozialdemokratische Partei, nachdem die alte unter Schröder total versagte und nach rechts abtriftete hat sie heute eine Nachfolgerin. Der Name „SPD“ ist leider vergeben, also heißt die Neue Sozialdemokratie „Die Linke“. So ganz verkehrt ist der Name auch wieder nicht. Der paßt überall hin: es gibt linke Flügel in jeder Partei. „Die Linke“ vereint in sich all diejenigen, die früher im linken Flügel der SPD enttäuscht wurden und austraten und sie vereint andererseit jene, die kategorisch mit der alt-SED, später PDS und dem Kommunismus überhaupt gebrochen haben, jene, die es nach der Wende sehr eilig hatten, in diesem Staate anzukommen und anstelle eines klaren Klassenstandpunktes Pöstchen zu beziehen.

Mir dem Auto unterwegs hörte ich heute Bayern 5 – den Nachrichtensender. Da fiel ein Satz: „Die Linke“ ist im Staat angekommen. Präziser hätte es nicht formuliert werden können. Ernst als neuer Chef. Ich gratuliere! Da war der Sozialdemokrat La Fontaine schon näher an „Links“ als Ernst.

Immer mehr verstehe ich Lenin: „Einen Schritt vorwärts, zwei zurück.“

Eine weitere Meldung von B5 machte mich extrem wütend: Sarah Wagemknecht „darf“ nur als Stellvertreterin kandidieren, wenn sie sich von der kommunistischen Plattform löst. Wie links ist eine Partei, die so etwas fordert? – Es müßte doch Aistrittserklärungen hageln! Wenn Sarah Wagenknecht ehrlichen Herzens Kommunistin ist, müßte sie diese Forderung zum Anlaß nehmen, um einen Strich zu ziehen, all ihre Pöstchen, die sie im Europaparlament und sonstwo hat abgeben und sich endgültig von dieser Partei trennen. Es ist längst keine Frage eines zumutbaren Kompromisses mehr, den man eingehen sollte, es ist eine Frage des Klassenstandpunktes, der Ehrlichkeit den Genossen der kommunistischen Plattform gegenüber, der Aufrichtigkeit. Natürlich wäre es eine Entscheidung gegen gewisse Privilegien, die Sarah inzwischen genießt: sie bekommt mehr als reichlich Diäten, hat aber so viel Zeit, daß sie ein Buch nach dem anderen schreiben und veröffentlichen kann und zusätzlich an ihren Büchern verdient. Abgeordnete werden nicht für eínen 8-Stundentag bezahlt, sie erhalten Diäten, weil sie Abgeordnete sind, unabhängig davon welche Zeit sie tatsächlich für ihr Mandat aufbringen und damit ihrer Verantwortung den Wählern gegenüber nachkommen. Da macht auch eine kommunistische Sarah Wagenknecht keine Ausnahme.

Ich rate mal: Sarah Wagenknecht wird kandidieren… (…und hoffe inständigst, daß ich mich dieses Mal irre!)

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Haiti

Montag, 25. Januar 2010 11:43

In einer Phase des größten vorstellbaren menschlichen Leids schicken die USA bewaffnete Truppen nach Haiti. Genau, nachdem bekannt wurde, daß 2 der einflußreichsten Männer des Landes unter den Trümmern des Regierungspalastes begraben wurden. Soldaten der USA besetzten als erstens den zum Teil eingestürzten Regierungspalast.

Kein Opfer soll in Florida Schutz suchen. Flüchtlinge werden auf See abgefangen und sollen nach Guantanamo gebracht werden. Die USA planen, die Überlebenden komplett umzusiedeln, weiter ins Landesinnere.

Angesichts dessen, daß sich in den Ländern Südamerikas Unruhen ausbreiten, Bolivien und Venezuela schon einen eigenen Weg beschreiten, Kuba in der Nähe ist, werden die USA an der Küstenregion keine Wohnhäuser neu aufbauen, sondern eine Militärbasis errichten für Kurz- und Mittelstreckenraketen. Sie werden präsent sein, um den Prozeß des Fortschritts in Bolivien und Venezuela umzukehren, Unruhen in anderen Ländern Südamerikas von vornherein niederzuschlagen  und gleichzeitig kann man vorerst Drohgebärden Richtung Kuba senden, bevor die USA auch dort zuschlagen werden.

Kann man eigentlich ein Erdbeben geziel auslösen? – Die Kürze des Bebens, Nachbarregionen ohne geringe Erschütterungen, nicht mal Wasser „schwappte“ auf den Kontinent und die sofortige militärische Präsens ließen mich daran denken, daß es „made by USA“ war.

Mit einer Dreistigkeit walten und schalten die USA mittlerweile überall auf der Welt nach belieben, niemand, der ihnen Einhalt gebietet.

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Parteiapparat

Donnerstag, 21. Januar 2010 13:33

Nein, ich wollte niemals in den Parteiapparat. Wenn ich mir anschaute, was da zum Teil für Leute saßen, dazu wollte ich nicht gehören! Es waren die „Aparatschniki“, vor denen Lenin warnte. Außerdem hatte ich eine Arbeit die ich über alles liebte, die mich täglich neu herausforderte, und ich hatte unglaublich tolle Arbeitskollegen, sie unterstützten mich selbst in privaten Dingen, als ich nach meiner Scheidung mit meinen Kindern allein lebte, halfen mir beruflich, mich in die EDV-Problematik einzuarbeiten, beantworteten mir meine schier unerschöpflichen Fragen.  Selbst bei Versammlungen, wenn ich wieder mal Probleme ansprach, baten sie mich inständigst, ich möge dieses Mal ruhig sein – ich konnte es nicht. Sie organisierten es für meine Kinder, daß ich fast immer Frühschicht hatte. Ganz einfach: Kollegen, auf die ich mich jederzeit verlassen konnte. Das wollte ich niemals aufgeben!

Von 1981 bis 1994 lebte ich mit meinen beiden Kindern allein, absolvierte ein Fernstudium, hielt Lehrgänge in Assemblerprogrammierung und Betriebssystem für internationale Techniker von ESERII-Anlagen und hatte Kollegen an der Seite, die mir immer und überall halfen, mich so selbstlos unterstützten, als ich mich in diese Tätigkeit einarbeitete. Ohne diese Kollegen hätte ich meine Aufgaben nie geschafft!

Dann trat die Parteileitung von Robotron an mich heran, man hätte Anderes mit mir vor – ich solle die Bezirksparteischule besuchen. Spontan lehnte ich ab. Ich erzählte Studienkollen vom Fernstudium davon und ich – niemals! Meine Kommilitonen schauten mich ernst an und sagten: Petra, weil Leute wie Du es ablehnen, wird sich niemals etwas ändern. Nur deshalb können sich solche Aparatschniki ausbreiten. Du könntest etwas ändern, Du bist anders, aber Du lehnst es ab.

Lange dachte ich über diese Worte nach. Dann sagte ich mir: Recht haben sie! und besuchte die Bezirksparteischule in Leipzig. Von da an mußte ich meinen Weg konsequent allein bestreiten. Das war mein Preis, den ich zahlen mußte.

Zum Abschluß des Jahres in der Bezirksparteischule wurde mit jedem ein Gespräch geführt.  Ich traute meinen Ohren nicht, als man mir sagte: „Petra, Du bist immer für die Schwachen und Kranken da. Wir sind aber eine Partei der Starken und gesunden!.“ Habe ich mich verhört? Es ging weiter: Wir haben gehört, daß Du mit Deinen Kindern in einer winzigen Wohnung wohnst, die nicht recht warm wird. Jetzt, wo Du im Parteiapparat tätig sein und repräsentieren wirst, sollst Du eine bessere Wohnung bekommen.

Ich konnte nicht mehr still sein: „Nur, weil ich jetzt die Bezirksparteischule abgeschlossen habe, wollt Ihr mir Vorteile einräumen? Wo leben wir denn?! Wißt ihr, wie viele Menschen es gibt, die noch viel schlechter leben als ich? Wer hilft denen? Nein, das lehne ich ab!.“ Die Gesichter sehe ich noch heute vor mir! Aber wenigstens blieb ich mir selbst treu, denn darum ging es ja! Eigenlich wolte ich nach der Bezirksparteischule wieder zu meinen Kollegen und meine Tätigkeit als Lehrkraft ausüben. Doch ich hatte darüber kein Entscheidungrecht mehr, andere entschieden über meinen Werdegang.

So wurde ich hauptamtlich als stellvertretende Parteisekretärin im Robotron Anlagenbau Leipzig eingesetzt. Es folgte eine für mich schreckliche Zei. Über mir thronte ein Parteisekretär, der jede Frau nur als Sexobjekt betrachtete, er demütigte mich, mir wurde untersagt, meine Kollegen am Arbeitsplatz zu besuchen. Nach 2 Wochen wurde ich das erste mal vor das Sekretariat der Stadtbezirksleitung geladen. Ich hatte es gewagt, die Art und Weise der Schulung der Parteisekretäre zu kritisieren, in der nur Zeitungsartikel vorgelesen wurden. Ich sagte: Statt die Artikel vorzulesen, sollte man doch davon ausgehen, daß wir alle selbst lesen können und gleich mit einer Diskussion beginnen. Es gäbe doch genügend Probleme zu diskutieren und zu lösen.

Vor dem Sekretariat wollte man mich „zusammenbügeln“ und mir sagen, wie ungehörig ich mich aufgeführt hatte. Alle zur Schulung anwesenden Parteisekretäre hätten sich über mich beschwert, wie ich eine solche Kritik anbringen könne. „Ach,“ sage ich „mir haben sie etwas ganz anderes gesagt! Daß sie froh seien, daß endlich mal jemand den Mund aufmachte.“ „Darauf bist Du wohl auch noch stolz? Uns haben die Parteisekretäre etwas ganz anderes gesagt.“ fragte man mich barsch. „Dann solltet ihr die Ehrlichkeit Eurer Parteisekretäre überdenken. Wenn ich auf etwas stolz bin, dann auf meine Ehrlichkeit, ja!“

Die Fronten waren geklärt. Mir der Zeit gewann ich die Anerkennung und Achtung so mancher Hauptamlicher im Sekretariat. Doch hatte ich immernoch diesen unerträglichen Parteisekretär über mir, mit dem ich beim besten Wille nicht klarkam, nicht als Mensch, schon gar nicht als Frau.

Ich bat um Versetzung und wechselte in die Stadtleitung Halle. Auch dort hatte ich nach 2 Monaten die erste Aussprache vor dem Sekretariat, auch danach brachte man mir mehr Achtung entgegen. Man legte mehr und mehr wert auf mein Wort; sie wußten, daß ich ehrlich und aufrichtig war und den Finger auf dem wunden Punkt hatte, ob es angenehm war, oder nicht. Je mehr die Wendezeit näherrückte, desto unbequemer wurden jedoch meine Worte. Man ließ mich im Urlaub von dubiosen Typen ansprechen, die vorgaben, sich in mich verliebt zu haben und mich ausfragten bezüglich der Bürgerrechtler, die sich organisierten. Man hatte tatsächlich den Verdacht, daß ich dort federführen beteiligt sei! Ich kannte keine Bürgerrechtler, trotzdem wurde ich fortan ständig beschattet, mein Telefon abgehört, meine Kontakte registriert. Das begann noch vor den ersten Montagsdemos in Halle, die weit später einsetzten als die in Leizig. Bals wußte ich nicht mehr, wem ich vertrauen konnte, wem nicht. Aber was solls, dachte ich, ich habe nur eine Meinung und demzufolge nichts zu verbergen.

Zusammen mit einer Genossin wurde ich ins Kabarett zu einer Vorstellung geschickt. Wir sollten Buh-Rufen und die Vorstellung stören. Das Programm der Kabarettisten war prima, lebhaft spendeten wir lachend Beifall.

Wenn ich etwas anfange, führe ich es konsequent weiter. Das ist meine Art. Also beantragte ich einen Studienplatz an der Parteihochschule. Oh, das war kritisch – jemanden wie mich, so eine unbequeme Person… wer weiß? Unerwartet riefen Genossen der Stadtbezirksleitung von Leipzig beim ersten Sekretär der Stadtleitung Halle an, erkundigten sich nach mir und legten ihm nahe: es wäre schade, wenn diese Genossin nicht gefördert werden würde. Schau an, man erinnerte sich noch an mich? Das sprach sich herum und erreichte auch die Bezirksleitung Halle. Und so durfte ich im Sommer 1989 ein Studium an der Parteihochschule Berlin beginnen. Man legte mir nahe, meine Kinder in ein Internat zu geben, um ein Direkstudium zu beginnen. Das lehnte ich ab: „Ich schaffe alles mit meinen Kindern – nichts schaffe ich ohne sie!“

Die erste Veranstaltung in Berlin: Eröffnung des Studienjahres. Darüber das nächste Mal.

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Die Wendezeit 1989/90

Mittwoch, 20. Januar 2010 15:26

Es war 19989/90, die so genannte „Wende“. Menschen gingen auf die Straßen die Führungsspitze der SED erwies sich in dieser Situation als handlungsunfähig, verbarrikadierte sich mit Personenschutz hinter ihren Schreibstischen, auf den man eine Pistole legte (zumindest in Halle/Saale war das so), bevor sie gänzlich verschschwand.

Ich war zu diesem Zeitpunkt das dritte Jahr in der SED-Stadtleitung als politische Mitarbeiterin tätig, war zuständig für den Stadtbezirk Halle-Süd. Ich besuchte ein letztes Mal die aufgebrachten und ratlosen Arbeiter und Angestellten in den Betrieben – und wurde von ihnen nicht ausgepfiffen oder beschimpft, sondern mit Beifall verabschiedet. Niemand vom Parteiapparat außer mir wagte sich sonst noch in dieser Zeit in die Öffentlichkeit.

Auf einmal tauchten in der Bezirks-und Stadtleitung Halle junge, gänzlich unbekannte Genossen auf. Einer davon, Roland Claus, stellte sich als neuer 1. Sekretär der Bezirksleitung Halle vor. So quasi einfach eingesetzt. Von wem? Er war bis dahin hauptamtlich im Zentralrat der FDJ und hatte sich wohl auf diesen Tag vorbereitet. Seine Reden waren so fern jeglicher Realität… aber voller Überzeugung „Ich sage jetzt, wo es langgeht“.

Als die Massen auf den Straßen an den Montagen zunahm, sah man auch Roland Claus dort. Er schaute schweigend zu, wenn sich ein paar mutige Genossen an den offenen Diskussionen beteiligten, ans Rednerpult gingen und von den Massen beschimpft und beleidigt wurden. Ein Roland Claus gab sich nicht zu erkennen. Er entwickelte vermutlich ein Gefühl für die Massen.

Ich stellte ihn zur Rede, fragte ihn, warum er nicht für seine Genossen eintritt, da zitierte er mich zu sich, um mir zu drohen. Er wollte mich einschüchtern. Ach ja, das hatten vor ihm schon ganz andere versucht… Schon ein knappes Jahr wurde mein Telefon abgehört, wurde ich auf Schritt und Tritt beobachtet, wer mich besuchte, wen ich traf… Waren es männliche Personen, rief man deren Frauen an… Ich hatte Aussprachen vor dem Sekretariat standgehalten und wich nicht einen Millilmeter von meiner Einstellung und Überzeugung ab. Ich wagte es doch tatsächlich, die politische Arbeit der Stadtleitung, und gar der Bezirksleitung zu kritisieren! Man hatte ein Parteiverfahren vorbereitet, um mich aus dem Parteiapparat und der Partei selbst zu werfen, aber just in diesem Moment las man im ND von Egon Krenz etwas von einer „Wende“, von Veränderungen. Da war man sich unschlüssig, bezüglich meiner Person und wollte abwarten. Dann überschlugen sich die Ereignisse.

Das Bild auf den Straßen wandelte sich: immer mehr wurde es an den Montagen von der rechten Szene bestimmt. Mit Springerstiefeln marschierte man durch Halle – in vorderster Reihe lief doch tatsächlich immernoch Roland Claus mit – auch gekleidet mit Lederjacke und Lederstiefeln – man durfte ja nicht unangenehm auffallen. – Zu dieser Zeit organisierte sich eine separate Demo gegen diese gewaltbereiten Rechten, blieben immer mehr Leute zu Hause, die DAS doch nie beabsichtigt hatten, man wollte doch nur Verbesserungen.

Ich wollte weiter aktiv sein, für den Erhalt der DDR und für Veränderungen. Nur Ratten verlassen das sinkende Schiff.

Einmal wöchentlich fand sich die „Vereinigte Linke“ zusammen.  Ich ging jedesmal hin, beteiligte mich an den Diskussionen. Manchmal entdecke ich nur 2 Reihen vor mit Roland Claus und Petra Sitte schweigsam sitzen. Beide beobachteten nur, wollten gesehen werden, denn schon wurden die ersten Wahlen vorbereitet.

Einmal besuchten ein paar Leute von der MLPD aus den alten Bundesländern die Vereinigte Linke in Halle. Verständnislos über unsere Probleme meldeten sie sich zu Wort: Wir würden die wichtigsten Themen nicht diskutieren. Zum Beispiel vermissen sie, warum wir nicht die Abschaffung des Geldes fordern. Ich erwiderte ihnen: solche Leute hat es schon einmal gegeben, fernab jeglicher Realität, sie gingen als „französiche Utopisten“ in die Geschichte ein und allesamt unter.

Daraufhin meldeten sich nach der Diskussion bei mir 2 junge Leute aus Halle. Sie wären dabei eine neue Partei zu gründen „Die Nelken“ – ob ich da mitmachen würde und sie bräuchten Hilfe, um ein Programm auszuarbeiten. Ich half ihnen beim Programm, hauptsächlich beim witschaftlichen Teil, gab ein paar Tipps, war aber nicht gewillt,  aktiv mitzuarbeiten. Ich wollte mich engagieren, die SED von Grundauf neu und besser zu gestalten.

Also stellte ich mich in meinem Stadtbezirk für meine Partei für die Wahlen 1990 zur Verfügung. Ich erhielt 92 % der Stimmen und jeder wünschte, ich möge mich weiterhin so für andere einsetzen und engagieren. Die Genossen kannten mich ja schon geraume Zeit und vertrauten mir. Ich sollte, wenn möglich, als Abgeordnete der Partei tätig werden.

Bei den Vereinigten Linken riet ich, man solle seine Stimme der nun in PDS umbenannten SED geben, um wenigstens eine Opposition abzusichern und weil es derzeit keine Alternative bei uns gäbe. Ich erwartete, rausgeworfen zu werden, aber nein, mein Beitrag wurde mit Beifall honoriert. Roland Claus und Petra Sitte saßen vor mit, hatten sich umgedreht und mich mit großen Augen angesehen, was ich mir da getrauen würde. Sie selbst schwiegen, wie immer.

Roland Claus lud die Genossen zu einer Versammlung zur Wahlvorbereitung ein – eine Liste der Linken für die Wahlen wurde vorgestellt. Und es sollten Teilnehmer für die Delegiertenkonferenz der PDS gewählt werden. Ein Getreuer von Roland Claus ging durch die Reihen und flüsterte jedem zu „Es darf nicht passieren, daß Roland Claus nicht gewählt wird“. Ja, wo sind wir denn hier? Wo gibt es denn sowas? immernoch dasselbe, wie früher, nichts dazugelernt?

Neben ihm vorn saß Petra Sitte, die bis dahin an der Uni Halle war. Ich kannte sie vom Sehen von den Vereinigten Linken, immer neben Roland Claus, erfuhr aber erst jetzt, wer sie ist.

Die Liste der gewählten Genossen für die bevorstehenden Wahlen 1990 wurde verlesen. Viele Anwesende schauten sich verwirrt an. Wer waren die Personen, die da genannt wurden? Für meinen Stadtbezirk tauchte der Name „Petra Sitte“ auf. Ich meldete mich zu Wort: Ich sei von diesem Stadtbezirk und man hatte mich mit 92 % der Stimmen gewählt. Zwar hieße ich auch Petra, aber eine Petra Sitte sei nie bei unseren Versammlungen gewesen. Es wurde unruhig im Saal immer mehr standen auf und bestätigten, daß auch bei Ihnen andere Genossen gewählt worden waren, als hier verlesen wurden.

Ich widersprach der Grundaussage des Referates, wieder fernab jeglicher Realität, von Roland Claus, daß die DDR-Produktion so stark sei, daß sie vergleichbare Westunternehmen abservieren würde, aus dem Konkurrenzkampf siegreich hervorgehen würden. Ich legte dar, daß die Betriebe der DDR keine Überlebenschance hätten, diese gar nicht bekämen, man würde sie schließen, sie würden nicht gebraucht, man brauche nur Absatzmärkte. Ein letztes Mal legte ich meinen Standpunkt dar, daß ich mich von solchem Geschwafel und den Machenschaften bezüglich der Wahl-Kandidaten distanziere und diese Veranstaltung sowie die Partei überhaupt verließe. Jetzt wurde ich von den Anwesenden gebeten, ich möge bleiben, mich würde man wählen wollen, nicht das Spiel von Roland Claus unterstützen. Trotz großen Beifalls und dieser überwältigenden Unterstützung begriff ich, daß sich nichts ändern würde in dieser Partei. Es waren nur die Gesichter ausgetauscht, kein Gedanke, aus den Fehlern gelernt zu haben. Mir wurde klar, daß man anstelle der Gründung einer neuen Partei die SED nur umbenannte, um die Masse der Mitglieder, die zahllosen Rentner, nicht zu verlieren. In eine neue Partei wären nur Vereinzelte eingetreten.

Gesagt, getan, noch den Applaus in den den Ohren, die Beschwörungen, Genossen wie ich würden gebraucht werden,  verließ ich diese Veranstaltung. Tränennaß lief ich durch die Straßen nach Hause.  Mir war klargeworden, daß ich nicht nur die politische, nein meine Heimat überhaupt verlieren würde, weil es Leute gab, denen es nicht um die Sache ging, sondern nur sich selbst ins Sichere bringen wollten, umgeben mit getreuen Speichelleckern die es überall gibt.

1990 saß ich das erste und letzte Mal für die Partei im Wahllokal. Neben mir saß Peter Sodann, damals Intendant des Neuen Theaters, im Wahllokal. Jeden Wähler, der an ihm vorbeikam bat er: „Wählen sie die richtige Partei!“ – welche die richtige sei, sagte er nicht.Das Ergebnis am Ende war niederschmetternd: CDU. Eine Frau, die bei der Auszählung zuschaute, sagte: klar, ich habe auch die CDU gewählt – Bayern ist das reichste Bundesland, dort ist das meiste Geld, durch die CDU wird es uns besser gehen. Diese Frau war wenigstens ehrlich. Sonst hat ja niemand die CDU gewählt.

Die Wahlen entschieden gegen den Fortbestand der DDR – Roland Claus und Petra Sitte wurden Abgeordnete. – Wer unterstützte diese Machenschaften? Welche Kraft arbeitete da im Hintergund und zog die Fäden?

Besagter Roland Claus entschuldigte sich im Bundestag bei Bush, weil ein Genosse seiner Partei ein Plakat „Kein Krieg“ hochgehalten hatte.

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